Hi,
Vor drei Wochen bin ich das Quantya in Aschheim bei München gefahren und kann nur sagen das macht richtig Spaß, ne echte Spaßkiste.
Beindruckend wie die anzieht und wie viel Power so ein E-Bike heute haben kann. Das ist ein weiterer Beweis, daß Elektromobile, wenn sie gut gemacht sind, nicht das Fahrverhalten von einem Krankenfahrstuhl haben müssen.
Zum Quantya selber:
Geländefahrten
Als spezielles, leichtes (ca. 80kg) Geländemotorrad ist es besonders für enge, verwinkelte Strecken geeignet. Das Handling ist sehr gut. Auf langen Geraden fehlt aber die Endgeschwindigkeit.
Die Hersteller sprechen zwar von einer stabilen Dimensionierung, optisch macht es aber einen etwas windigen Eindruck und ist scheinbar von Rahmen, Bremsen und Federung unterdimensioniert. Beim Fahren habe ich aber keinerlei Probleme gehabt, wobei ich mangels Können das Gerät bei weitem nicht ausgereizt habe.
Straßenbetrieb
Im Straßenbetrieb ist das Quantya ein bisschen zu langsam. Es zieht ab wie ein viel größeres Motorrad, bei etwas über 60 ist aber schon Schluß. Das schaffen ja sogar manche 50er Roller schon.
Im reinen Stadtbetrieb ist das zwar toll, aber schon eine Ausfallstraße in den Vorort wird schwierig und an Überlandfahrten oder gar Autobahn mag ich gar nicht denken. Da gibt es also noch Entwicklungsbedarf.
Außerdem fehlt eine Motorbremse. Wenn man von "Gas" geht rollt das Quantya ungebremst weiter. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig. Schade auch, daß es keine Rekuperation gibt. Es bremst also nur mit den Scheibenbremsen und kann deshalb die Bremsenergie nicht als elektrische Energie in die Akkus zurückspeichern.
Reichweite:
Die Reichweite ist leider wirklich sehr enttäuschend, die vollmundigen Versprechungen auf der Homepage von etwa 2 Stunden können nicht mal in der niedrigsten Fahrstufe erreicht werden. (der "Motorrad"-Test ist da zutreffender). Bei Volllast geht es etwa ne halbe Stunde, im gemischten Betrieb (Geländefahrt oder Stadtverkehr) geht es bis etwas über eine Stunde, was etwa 30-50km Reichweite ausmacht. Für reinen Stadtverkehr (Schüler, Kurzstreckenpendler), bei dem üblicherweise Motorroller genutzt werden, ist das ausreichend. Für längere Touren ist das indiskutabel.
Geräusche
Die Quantyas machen keinen Lärm, der Motor surrt ein bisschen (hört man aus 10m Entfernung schon nicht mehr) und die Reifen "krachen" etwas, wenn man über Schotter oder Steine fährt, das ist alles. Zum selber fahren finde ich das super und das Naturerlebnis ist noch stärker.
Beim Zuschauen fehlt aber der "Sound". Selbst wenn ein Könner durchs Gelände brezelt, sieht das sehr unspektakulär aus, weil einfach der Krach fehlt. Für ein Moto-Cross-Rennen taugt das so eigentlich nicht richtig.
Fahrkomfort
Entsprechend dem Einsatzzweck als Geländemotorrad ist er gut. Eine schmale Sitzbank ist da sinnvoll, kann aber nicht wirklich komfortabel sein, Wetterschutz gibt es praktisch keinen aber das Ding fährt sich sanft und ohne jegliche Vibrationen. Für Fahrer einer Geländemaschine oder Hardenduro ist das alles bekannt, abgesehen von den fehlenden Vibrationen.
Einsatzzweck
Insgesamt ist das Quantya ein interessanter Ansatz, der dem Anliegen der Hersteller entsprungen ist, das Geländefahren überall zu ermöglichen, weil kein Abgas und kein Lärm ausgestoßen wird. Dafür ist es ganz gut geeignet, leicht, handlich, pflegeleicht.
Der Haken an der Sache ist aber, unabhängig ob Benzin- oder Elektroantrieb, ist das fast nirgends erlaubt. Also nutzt man es entweder illegal (man hört es ja nicht), auf privatem Gelände oder in einem speziellen Park.
Einsatzzweck
Es bedient aus meiner Sicht, allerdings nur einen kleinen, speziellen Personenkreis. Durch seinen hohen Preis, knapp 10000.-Euro kommt es als Spaßgerät nur für wenige in Betracht. Für eine große Verbreitung und als "Ersatz" für einen Verbrenner, sind einige Veränderungen und Verbesserungen nötig.
Spaßkiste
Das Ding ist so cool, das es auch vor den Kumpels auf dem Pausenhof akzeptiert werden kann, im Gegensatz zu so manchem schwachbrüstigen Elektroroller.
Das so ein Bike Spaß macht halte ich insgesamt für einen wichtigen Punkt, da man meiner Ansicht nach nur wenige Leute motivieren kann, ein langsameres, kleineres und schwächeres Fahrzeug (Spaßbremse) als ihren jetzigen Verbrenner zu fahren (auch wenn das ökologisch wahrscheinlich viel sinnvoller wäre).Mit einem solchen Fahrzeug hat man eine vergleichbare, wenn nicht sogar bessere Fahrdynamik.
Solche Produkte steigern also den Coolnessfaktor von Elektrofahrzeugen und heben das Image hoffentlich soweit, daß sie bald gesellschaftlich akzeptiert werden und letztlich auch verkauft werden können.
Für einen breiten Erfolg am Markt muß man, aus meiner Sicht, zu einem Punkt kommen an dem die Fahrer von einem Elektromobil nicht mehr als "Spinner" belächelt werden, sondern wo sie wegen ihrer tollen Karre bewundert werden.
Ich meine das Quantya ist ein wichtiger Baustein auf diesem Weg, wer so ein E-Bike hat, wird sicherlich bewundert werden.
buki
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