Ich war drei Jahre lang Polo-Verkäufer und tippe eher auf: Schxxx-Geschäftsführung in Kombination mit Schxxx-Taiwan-Sortiment und billigem, dafür schlecht ausgebildeten und mies qualifizierten Verkaufspersonal auf 400 €-Basis. Wenn ich allein überlege, was ich
selbst von meinen bei POLO gekauften Klamotten und Zubehör zurück in den Laden mitgenommen habe, zwecks Umtausch/ Rückgabe - wie soll man da mit gutem Gewissen einem Kunden das Sortiment nahe bringen, in einer Zeit, in der alles "billich" sein muß und nix kosten darf. Ich erinnere mich mit gruseln an Kunden, die Ansagen machten wie "Ich fahre meine 70er Jahre Ducati 750 SS zweimal im Jahr bei Veteranen-Rennen
auf Rennstrecken (!!) und brauche dafür einen Helm, möglichst billig. - Okay, also der günstigste Helm, den wir anbieten kostet 24,95 €. - Was denn, so teuer? Ich brauch' den Helm ja nur zweimal im Jahr."
Die ehemaligen, selbständigen Handelsvertreter, die das Netz von POLO-Shops aufgebaut haben und die POLO in den letzten sechs, sieben Jahren alle der Reihe nach mit einer Armada von Anwälten und miesen Tricks bis hin zum Psychoterror aus ihren Franchise-Verträgen rausgehebelt hat, um die Shops wieder unter eigene Regie zu bekommen werden sich jetzt ins Fäustchen lachen.
Viele der Kunden kamen nicht in erster Linie, um Geld auszugeben, sondern um bei einem Kaffee und 'ner Zigarette zu plaudern und "Benzin zu reden" - davon lebte die Motorradszene, bis sich irgendwelche selbsternannten Betriebswirtschaftler sterile Marketingstrategien ausdachten, um auch den letzten Cent Umsatz aus der Kundschaft rauszupressen. Ich denke da nur an solch überflüssigen Mist wie "Kunden-Bonus-Karten": Gib ordentlich Geld aus und sammel dafür Treuepunkte, deren Einlösung wir schon zu verhindern wissen. Dazu kommt, das die Motorradszene seit Jahren stagniert weil der Nachwuchs fehlt; das Durchschnittsalter der Motorradfahrer stieg von 25 auf mittlerweile 35 Jahre. Jüngeren Generationen fehlt ganz einfach das Geld zum immer teurer gewordenen Hobby und Freizeitartikel Motorrad, guckt euch einfach mal die Preisentwicklung bei den Einzylinder-Enduros an - unter 8.000 € Listenpreis geht doch kaum noch was. Oder man gibt sein Geld heute lieber für Trend-Konsum wie iPhone und Co. aus.
Und ehrlich: Nach insgesamt vier bundesweiten Bewerbungen als Mitarbeiter in Polo-Shops, auf die nicht eine einzige offizielle Reaktion seitens der Polo-Zentrale aus zuerst Düsseldorf, dann Jüchen kam - noch nicht mal zurückgeschickte Bewerbungsunterlagen - kann ich mir bei der Nachricht von der Insolvenz ein Grinsen der Genutuung und das gute Gefühl, von einer weiteren Firmenpleite wegen Unvermögen und Mißwirtschaft diesmal nicht betroffen zu sein auch nicht verkneifen.
Um das der drohenden Arbeitslosigkeit preisgegebene Verkaufspersonal mache ich mir keine großen Sorgen - der Einzelhandel arbeitet doch inzwischen bevorzugt mit 400€-Kräften. Die werden irgendwo anders unterkommen und sich prostituieren müssen...