Hallo,
wir waren über das lange Wochenende endlich mal wieder unterwegs zum Endurofahren.
Leider sind Corona-bedingt unsere liebgewordenen Enduroveranstaltungen wie z.B. das HoenneTrail Mitte März abgesagt worden. Jetzt hatten wir die Chance, im Hoope-Park über das Wochenende zu fahren - zum ersten mal in diesem Jahr offroad. Es war nach längerer Zeit das erste Ride-for-Fun - wenn auch mit Einschränkungen: Nur 50 Plätze wurden online gestellt, insgesamt dürften es ca. 130 Fahrer gewesen sein. Duschen waren nach wie vor gesperrt, Abstand musste eingehalten werden, Bistro geschlossen.
Die Veranstaltung war 10 Minuten nach Onlinestellung ausgebucht, wir konnten 13 Plätze reservieren und sind Donnerstag Abend angereist und Sonntag am frühen Nachmittag wieder nach Hause gefahren. Es hat sehr viel Spaß gemacht, ein großes Lob an die Veranstalter, die sich viel Mühe gegeben haben, uns das Fahren zu ermöglichen.
Das Wetter war durchwachsen, nach sonnigen Abschnitten kam auch Regen - für mich eher ein Vorteil, da es dann nicht so staubt und ich auf trockenen, betonharten Böden nicht so gerne fahre. Die Strecke wurde während der Mittagspause und abends mit schwerem Gerät geschoben und war daher in einem sehr guten Zustand - wenn auch nach dem Regen schnell wieder stark zerfahren und für die ebenfalls fahrenden Anfänger eine Herausforderung.
Unsere Gruppe bestand aus Endurofahrern aller Alters- und Leistungsgruppen, der jüngste Fahrer war 8 Jahre alt, der älteste knapp 60 Jahre. Vom Führerscheinneuling bis zu erfahrenen Wettbewerbsfahrern und Ralley-Teilnehmern war in unserer Gruppe alles dabei. Ich liege mit meinen Fahrkenntnissen im Mittelfeld, für die Langsamen zu schnell, für die Schnellen zu langsam. : )
Das Ride-for-Fun sollte daher genau die richtige Veranstaltung sein, um Kindern, die ihre ersten "Schritte" offroad mit kleinen Enduros machen bis zu erfahrenen "alten Enduro-Hasen" eine Möglichkeit zu geben, den Endurosport wahrzunehmen und ihre Fahrkenntnisse zu erweitern. Es ist eine reine Freizeitveranstaltung, offen für alle Endurofahrer, kein Rennen, keine Zeitnahme, es geht um nichts - außer den Spaß.
Das hat auch weitestgehend geklappt - allerdings gibt es doch leider eine nicht unerhebliche Anzahl von Teilnehmern, die diese Veranstaltung als eine Art Rennen oder Wettbewerb sehen und mit abgespeckten Vollcrossern rücksichtslos und mit dem Messer zwischen den Zähnen "auf der letzten Rille" die Strecke missbrauchen. Zum Glück durchaus auch schnelle Fahrer mit extrem guten Fahrkenntnissen, die außerhalb des Ride-for-Fun an Wettbewerben teilnehmen, und trotzdem rücksichtsvoll fahren und nur da ihre fahrerische Überlegenheit ausspielen und überholen, wo es gefahrlos möglich ist.
Aber leider auch Leute, die sich für "Profis" halten, aber letztendlich nur unkontrolliert und aggressiv fahren - und sicher im Wettbewerb oder gar im professionellen Bereich niemals eine Chance auf Erfolg haben! Und sich dementsprechend auch völlig unakzeptabel verhalten. Bei den Wettbewerben keine Schnitte, aber bei den Freizeitfahrern auf "dicke Hose" machen. Sehr unangenehm und auf dem Ride-for-Fun ganz sicher deplaziert.
Die Strecke bestand an diesem Wochenende aus einem Enduro-Teil im Wald, der durch enge, einspurige Single-Tracks auf Waldboden und breiteren Passagen auf eher sandigem Boden gekennzechnet war, und einem Teil der Motocross-Strecke mit etlichen Sprüngen. Durch die Witterungsverhältnisse wechselte die Streckenbeschaffenheit ständig - durchaus reizvoll und auch anspruchsvoll.
Es gab daher Sektionen, an denen Überholen langsamerer Fahrer nicht möglich oder angesagt war und Streckenabschnitte, an denen die schnellen Fahrer ohne Probleme oder gar Gefährdung der langsamen Teilnehmer überholen konnten - die professionellen Fahrer haben das sehr gut gemacht!
Das hat aber die rücksichtslosen, unkontrollierten Teilnehmer nicht so sehr interessiert, sie haben versucht, sich an jeder Stelle vorbeizudrücken. Entweder wird von hinten gebrüllt und extrem eng aufgefahren oder durch schlagartiges Gasaufreißen gedrängelt - oder die Kollegen versuchen einfach, sich mit Gewalt vorbeizupressen. Mir ist einer dieser Typen bei seinem Überholmanöver von hinten links in den Lenker gefahren - mein Tempo ca. 45 km/h. Ich bin nicht gestürzt - es gehört sich aber nicht, sich so gehen zu lassen. Ein anderer Möchtegern-Rennfahrer hat sich völlig in seinem Tempo und dem zur Verfügung stehenden Platz zum Überholen verschätzt (Singletrail im Wald!), musste sein Überholmanöver abrupt abbrechen, nachdem er mir fast ins Heck gefahren ist, hat sich völlig verbremst und dabei abgelegt. Ich habe das mitgekriegt, angehalten und gefragt, ob alles ok ist - der Kommentar war "Blödmann!". Ich habe gewartet, bis er das Moped wieder aufgestellt hat und neben mir kurz angehalten hat. Sein Kommentar auf meine Frage, ob es notwendig ist, sich beim Ride-for-Fun so aufzuführen: "Wenn du links andeutest, musst du auch links fahren" - auf einem Single-Trail?. Armselig, keinerlei Einsicht. Ich fahre vorne, der nachfolgende Fahrer muss mein Verhalten abschätzen können und Rücksicht nehmen.
Wie gesagt, der überwiegende Teil der Fahrer hat berücksichtigt, daß Ride-for Fun kein Wettbewerb ist und auch Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren auf der Strecke sind - die anderen Idioten gehören an so einem Wochenende nicht auf die Strecke! Das muss ich auch dem Veranstalter vorhalten, er hat die Pflicht, das zu kontrollieren.
Ich würde gerne wieder auf diese schöne und abwechslungsreiche Strecke fahren - allerdings kann ich mir vorstellen, daß bei den sonst üblichen 250 Teilnehmern beim Ride-for-Fun noch härtere Bedingungen herrschen. Ob Anfänger oder Familien mit Kindern da gut aufgehoben sind?
Es gibt leider in Deutschland keine Strecken mit reinen Enduroveranstaltungen dieser Art, da sind immer auch "Vollcrosser" "im Rennen". Ich bin als "Endurowanderer" für diese Fahrer ein Hindernis. Schade, dass das beim Ride-for-Fun nicht berücksichtigt wird.
Wie sind eure Erfahrungen mit dieser Veranstaltung?
VG Knacker
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