Moin,
Ich möchte mir an dieser Stelle mal die Zeit nehmen um von meiner letzten Enduro Reise, natürlich auf drz, zu berichten.
Die Reise war im Herbst 2019, damals hatte ich gerade 1 Woche meinen A2 Führerschein.
Neuer Führerschein - Neue Herausforderungen, (obwohl ein nicht vorhandener Führerschein mit Sicherheit auch niemanden gestört hätte).
Nachdem ich in den letzten Jahren öfters in Kroatien Enduro mäßig unterwegs war, erzählte mir ein Freund von seiner Idee mit dem Motorrad einmal quer durch die Australische Wüste zu fahren, als er dann noch sagte, dass das ganze mit Nagel neuen Drz stattfinden soll, konnte ich eh nicht mehr nein sagen.
Also meinem Rektor verständlich gemacht, dass ich die Herbstferien dieses Jahr wohl etwas überziehen würde, Flugticket nach Alice Springs gekauft und auf gings.
Die Canning Stock Route war bis jetzt die größte körperliche und mentale Herausforderung, die es im Enduro bereich bei mir bis jetzt gab. Das Word "Route" darf man an dieser Stelle nicht falsch verstehen, die Canning Stock Route hat nichts, aber auch gar nichts mit einer Straße zu tun. Sie ist eher eine grobe Richtungsbeschreibung, die sich hauptsächlich an der Himmelsrichtung orientiert und an den am besten ausgebauten Stellen gerade mal das Niveau eines Trampelpfades erreicht. Eine Expedition im wahrsten Sinne des Wortes, nicht nur auf dem Papier. Die Königin aller australischen Pisten, sagte mein Kumpel damals. Temperaturen konstant über 40 grad und keine Versorgungsmöglichkeiten zwischendurch.
Mit 11 Drz, 5 Toyota Landcruisern und einem Iveco 4x4 nfuhren wir los. 9 Drz und 4 Landcruiser kamen an. Ein gutes Ergebnis.
Da wir auf der Canning für 14 Tage fast ohne Versorgung waren, stand erstmal ein Großeinkauf an,
denn 20 Mann haben Hunger und vor allem Durst. Nachdem sämtliche Begleitfahrzeuge mit Benzin, Wasser, Essen und Zelten beladen waren, konnte es los gehen.
Unsere erste Etappe war der 1000 km lange Tanami Track, durch die gleichnamige Wüste nach Billiluna, wo für uns die Canning began.
Größtenteils eine gut zu fahrende Schotterpiste ist das genau Richtige zum warm fahren.
Unsere erste Etappe auf der Canning war von Billiluna zu der 557 km entfernten Aboriginal Siedlung Kunawarritji. Die Piste ist bodenlos weich, da es für diese Zeit ungewöhnlich heiß war. Es war das Jahr, in dem in Australien sämtliche Hitzerekorde fielen und die Ostküste des Kontinents brannte. Nach konstant über 40 Grad erschien uns der kleine Tante Emma Laden in Kunawarritji wie ein Paradies, denn er bot Aircondition.
Das ein Mensch so viel trinken kann, war mir vorher nicht bewusst.
Nach dem wir uns auf der Canning dann schon Tagelang von Sanddüne zu Sanddüne immer weiter vor gekämpft hatten, bisher ohne größere technische Ausfälle, dann das Drama. Das Allradgetriebe des IVECO gab auf. Ein mitreisender Mechaniker vollbrachte das fast Unmögliche. Er baute das LKW Getriebe mitten in der Wüste aus, zerlegte es, entfernte Zahnräder und Kugellager und briachte es tatsächlich wieder zum Laufen, wenn auch mit reduzierter Gangwahl. Sicherheitshalber aber verließen der IVECO und ein begleitwagen die Canning in Parrngur, um es auf kürzestem Wege aus der Wüste zu schaffen, bevor das Getriebe ganz auf gibt. Ein Motorradfahrer konnte der Versuchung der Hitze zu entfliehen nicht wiederstehen und schloss sich an.
Hitze ist ein gutes Stichwort, denn inzwischen ging es den meisten Fahrern nicht mehr darum, wer am schnellsten die nächste Düne hoch kommt, sondern wer als erstes einen der begehrten Schattenplätze unter einem der äußerst rar gesähten Bäume ergattern konnte, um nicht in der prallen Sonne auf die Begleitfahrzeuge warten zu müssen, denn ein 35 jahre alter Landcruiser ist im offenen Gelände nunmal deutlich langsamer als eine Drz, da die Landcruiser allerdings Benzin und ersatzteile mit sich trugen, wurde alle 30km auf sie gewartet.
Wir hangelten uns von Brunnen zu Brunnen, die vor ca. 100 jahren alle 50km zum Rinder trieb auf die Goldfelder angelegt wurden, jedoch zum Großteil versandet oder verseucht sind, um unsere Wasser Vorräte auf zu füllen. Und natürlich um uns etwas abkühlung zu verschaffen. Die Hitze hatte seit Alice Springs nie nachgelassen. Konstant über 40 grad, dass schlaucht mächtig.
Ja und dann ca. 2500 km nach Alice Springs war es vollbracht.
Wir hatten in Wiluna das Ende der Canning Stock Route erreicht.
Das wurde auch Zeit, denn nicht nur die Kräfte, sondern auch das Equipment der Teilnehmer war nahezu aufgebraucht (Meine Hose und Stiefel bestanden zu dem Zeitpunkt bereits hauptsächlich aus Panzerband).
Die letzten 1500km bis Perth gingen schnell vorbei und wir gewöhnten uns langsam wieder an die Zivilisation, nachdem wir 2,5 Wochen lang nicht Geduscht hatten.
Der Betreiber des erst besten Kiosk, dass wir nach der ganzen Zeit ohne kühles Getränk gestürmt hatten, guckte auch ziemlich sparsam, als plötzlich 10 stinkende, von oben bis unten verdreckte Motorradfahrer vor ihm standen.
Jetzt noch ein kleines Loblied auf die Drz und auf 35 jahre alte Landcruiser:
Wir hatten während der Reise zwar viele Pannen und Patzer, jedoch beschränkten sich diese hauptsächlich auf Platten, verbogene Lenker und felgen, viele abgebrochene Blinker und Heckteile und einen gerissenen Tank.
Die Landcruiser ihrerseits haben alle tadellos durch gehalten.
Es gab jedoch keine größeren Defekte an den moppeds, trotz unmengen an Staub und Dreck (Luftfilter und co. wurden natürlich alle paar tage gereinigt).
Ich hoffe ich konnte ein paar von euch anregen, auch mal wieder eine größere Tour zu starten !
Bilder werde ich noch nach reichen.
Mfg
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