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 Betreff des Beitrags: Reisebericht Karnische Alpen 2002 (mit Bildern)
BeitragVerfasst: 06.03.2005 13:03 
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Gesendet von Oli: 11:20 - 09.07.2003

Mountainbiken in der Karnischen Region einmal anders....

Frühjahr 2002

Text und Suzuki DRZ400S: Peter Stiendl
Fotos und Kawasaki KLX650R: Christian Stiendl

Ausgangslage: Für die letzte Maiwoche organisierten wir uns ein Appartement
im empfehlenswerten Gästehaus Wallner (www.tiscover.at/wallner) in Presseggen, direkt am PresseggerSee in der Nähe von Hermagor im Gailtal/ Kärnten. Das vollständig eingerichtet Selbstversorger-Appartement kostet Pro Tag und Person € 17, -- inkl. Kurtaxe und freiem Eintritt ins Strandbad. Für die Endreinigung müssen noch einmalig in Summe € 29, -- ausgelegt werden.

Erster Fahrtag: Leider zeigte sich der Wettergott nicht in der selben sonnigen Stimmung wie mein Bruder und ich. Aber wer ein echter „Endurist“ ist, den machen ein paar Regentropfen nichts aus.....
Auf der B111 geht es durch Hermagor nach Jenig, in der Ortschaft links, Richtung Rattendorf und dort, zum Aufwärmen und zur Gewöhnung ans Gerät, auf einer leicht zufahrenden Schotterstraße auf die Rattendorfer Alm.
Auf dem Weg zum Almhaus hat man die Gelegenheit einen reißenden Gebirgsbach zu durchqueren.....
Oben angekommen sehen wir einen finster dreinblickenden Mann in grün, der uns
schon argwöhnisch beobachtet. Was soll’s denk ich mir und beginne einfach ein Gespräch mit ihm. Übers Wetter.... plötzlich sieht er mein Wiener Kennzeichen und erstaunt fragt er mich, wie in aller Welt wir daher finden und vor allem bei diesem motorraduntypischen Wetter. Ich erkläre ihm, dass ich vor Jahren mit dem Bundesheer den Trogkofel eroberte....plötzlich erhellte sich sein Gesicht! Kurz und bündig, er war in der Kompanie Spieß, der ich auch angehörte, ging aber ein Jahr vor meinem Dienstantritt in Pension. Wir scherzen noch über gemeinsame Bekannte, bis mein Bruder endlich auf die Idee kommt, seine nicht von der leisen Sorte angehörenden KLX 650R abzustellen.... Die benötigte Information über den Zustand des weiterführenden Mountainbikeradweg über den Rattendorfer Sattel nach Italien bekomme ich auch, militärisch präzise:
„ unmöglich!“. Wenn er wüsste......aber ich verstand seine Beweggründe und so kehrten wir wieder um , retour auf die B111 über Kirchbach nach Stranig auf die Straninger Alm; eine zügig zu fahrende lange Schotterstraße mit Kurven in allen Varianten. 300m nach dem Schutzhaus erreicht man eine Kreuzung; rechts geht es entlang dem Geo Trail, über Schotterserpentinen zur Ahornachalm wo allerdings Endstation ist.
Dunkle Regenwolken verhindern einen Blick auf die umliegenden Berggipfel. Ein deftiger Regenguss zwingt uns die Regenbekleidung anzuziehen und die Abfahrt anzutreten.

Die oben angeführte Kreuzung lassen wir links liegen, danach ca. 200m zweigen wir von der Hauptstrecke nach rechts ab und erreichen über zwei sehr glitschige Holzbrückchen Italien. Nach dem ehemaligen Zollhaus, bevor die Piste wieder bergab geht, zweigt links ein reizvoller roterdiger und teilweise steiler Feldweg ab, der mit losem Gestein aber auch durchwachsenem Fels gespickt ist.
Der Weg endet auf einer Schafalm, unterhalb des Straniger Kopfes auf knapp 1700m Seehöhe. Hier ist auch ein Brunnen mit frischen Alpenquellwasser, dass wir heute aber nicht in Anspruch nehmen.
Wir drehen um und fahren runter, über einen teilweise betonierten Fahrweg, zur asphaltierten Lanzenpassstraße. Halten uns links und folgen dem schmalen Asphaltbändchen, fahren am, sowie alle vorher erwähnten Hütten, geschlossenem Lanzenpass-Schutzhaus vorbei. Mein Bruder und ich ignorieren den seit Jahren geschlossenen Schranken und fahren daran rechts vorbei talwärts. Wir passieren den Grund des Fahrverbots, ein permanent abgerutschtes Teilstück der Straße ohne Probleme. Durch den milden Winter entstanden keine zusätzlichen Lawinenverschüttungen. Leider ist auch „Bills“ Sennhütte noch nicht bewirtschaftet; erkennbar an den nicht aufgezogenen Fahnen. Ist gleich die erste Hütte nach dem abgerutschten Straßenstück. Die Zufahrt ist etwas seltsam, man muss erst durch den Misthaufen um das Haus zu erreichen. Von meinen früheren Touren her, schätze ich seine Jause aus hauseigenen Produkten. Besonders empfehlenswert ist das selbst gebackene Brot und sein geräucherter Käse.
Ein paar km weiter, nach einer sehr engen Hofdurchfahrt, erspähen wir rechts einen kleinen Hinweispfeil in den Wald runter. Nur ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: „ausprobieren!“. Runter geht es in den Wald, anfangs noch etwas geschottert, doch entlang des Flusses Pontebba sind nur mehr die Fragmente eines alten Karrenweges erkennbar. Nasses Laub auf nassen Steinen und Felsen, nichts für den Pirelli rallye-cross, aber sehr spannend zu fahren.
Wo wird das wohl enden? 10 min später weiß ich es! In einem schmalen Graben wo das Weiterfahren durch umgestürzte Bäume nicht mehr möglich ist. Das umdrehen der rund 140kg leichten DRZ erweist sich hier in diesem schmalen Graben als doch sehr schweißtreibende Knochenarbeit.

Nach einer kurzen Rauchpause beschließen wir, inzwischen schon mit knurrendem Magen, diese SP zurück zu fahren und auf der Lanzenpasstrasse nach Pontebba zu fahren um eine Stärkung einzunehmen und die Motorräder aufzutanken. Am verlassenem Hauptplatz von Pontebba bestellen wir heiße Panini die mit Prosciuto und Mozarella gefüllt sind und verzehren sie mit heißhunger. Köstlich! Bei der Selbstbedienungstankstelle mit Geldscheinautomaten verschenken wir € 2,50, ärgerlich......aber weit und breit die einzige Tankstelle!

Im verwinkeltem Pontebba finden wir doch auf Anhieb die Straße ins Aupa-Tal.
Auf der Passhöhe biegen wir rechts in den Schotterweg ein und fahren die teils geteerte Straße bis wiederum zu einer Alm. Doch die Wetterverhältnisse lassen kein Erinnerungsfoto von dem unter uns liegendem Kanaltal zu.
Bei der Retourfahrt entdecken wir einen verlockenden Wanderweg der sogleich in Angriff genommen wird. Bergauf und bergauf über losem Geröll, verwachsenem Waldboden durchfurcht mit halb Meter Tiefen und 30cm breiten Erosionslängsrillen.
Zielgenau und immer traktionsaufbauend lässt sich die DRZ überraschend mühelos bergwärts dirigieren. Kräfteschonender kann eine Enduro nicht sein....
Mein Bruder mit der 650er KLX hat da schon mehr Mühe um mit der Suzuki mithalten zu können....
Als dieser Weg sich ins nichts auflöst und der Regen vehement zunimmt, kehren wir um und traten die Rutschpartie ins Tal an.
Wieder in Pontebba angekommen beschließen wir kurzerhand über den Passo di Pramollo (Nassfeldpass), der seinem deutschen Namen gerecht wird, heim ins Gästehaus zu surfen.

Zweiter Fahrtag: Rein in die nassen Stiefel und los geht’s. Der Wettergott scheint heute gnädiger mit uns zu sein....
Wir fahren über die schon bekannte Strecke über die Straninger Alm nach Italien und biegen auf der Lanzenpassstraße nach rechts, talwärts, Richtung Paularo ab. Auf dieser sehr schmalen und kurvenreiche Asphaltstrecke denke ich immer wieder an plötzlich auftauchende italienische Wohnmobile.....
Kurz vor Paularo versperrt uns eine 4 m hohe Steinlawine den Weg; eine Auswirkung der vergangenen starken Regenfälle. Drei obersteirische Frühaufsteher haben schon mit vereinten Kräften ihre ¼ Tonnen 1150 GS drüber gewuchtet. Natürlich sind sie neugierig wie wir Edelenduristen dieses Hindernis packen werden. Mein Bruder versucht es auf die sanfte Art, d.h. eingelegter Gang um die Kawa zu fußbegleitend über das Hindernis zu bringen, ähnlich der BMW Fahrer vor uns. Aber außer viel Schweiß ist kein Erfolg zu verzeichnen und die Kollegen warteten immer noch auf „Äktschion....“ so schnappe ich mir die KLX gebe beherzt Gas, die Rahmenunterzüge schrammen am blanken Felsen und ich überquere den Felshaufen in einem Zug, bei der letzten Felstreppe geb ich noch mal Gas und springe mit erhobenen Vorderrad wieder auf die Straße. Die BMW Treiber haben ihr Erinnerungsfoto und ziehen befriedigt ab. Das diese Aktion reine Glücksache war, erfahre ich mit meiner DRZ, als ich diesen Felswall genauso lässig wie vorhin bezwingen will, es gelingt mir erst wieder nach mehreren Anläufen die optimale Linie zu erwischen, zur Schadenfreude meines Bruders.......


In Paularo angekommen fahren wir vor dem Ortskern über eine Brücke Richtung Ligosullo. Das gewundene Asphaltsträßchen lädt zum Eckenbolzen ein, dass aber nach einer Fastkollision mit einem Holztransporter sofort wieder eingestellt wird. Bei einem Gasthaus treffen wir auf eine Querstraße, wo ein schlecht sichtbares Schild rechts Richtung Rifugio Castel Valdaier hinweist. Nach ca. 5km, kurz hinter dem Rifugio nehmen wir die linke Abzweigung und fahren auf dem anfangs noch asphaltierten Weg zum Monte Paularo. Wunderbar tiefer Schotter, ohne jegliche Fahrspuren, ein Hinweis dass mit keinem Gegenverkehr zu rechnen ist, wartet auf uns, um von uns signiert zu werden. Das Gewicht nach hinten verlagert, um das Vorderrad im losen tiefen Schotter zu entlasten geht es im rallyeähnlichen Tempo dem sehr drehenden Weg nach oben unserem Ziel entgegen. Während ich konzentriert um die Schotterkurven drifte, fällt mir ein, warum dieser Weg einst angelegt wurde, und zwar als Nachschubsweg für die dort eingesetzten Artilleriebatterien im 1. Weltkrieg.......
Oben angekommen erstreckt sich ein riesiger Parkplatz, der früher wohl als Abstellplatz für die Zugmaschinen der schweren Haubitzen diente...
Jeder unserer Bewegungen wird genau von den zahlreichen Murmeltieren beobachtet. Hier auf rund 1950m Seehöhe deuten die ersten blühenden Enzian auf den, auch hier oben bald, nahenden Frühling hin. Die Abfahrt nutzen wir für einige Erinnerungsfotos, bis es wieder auf Asphalt über Ligusullo, Palluzza nach Sutrio geht. In Sutrio biegen wir auf die hervorragend ausgebaute Straße über den Monte Zoncolan ab. Hier in den weiten Kehren fehlt mir schon die brachiale Leistungsentfaltung meiner ehemaligen 620er KTM..... ich sehe förmlich den Grinser meines vorausfahrenden und uneinholbaren Bruder auf seiner 50PS starken KLX 650R.
Auf der Passhöhe betrachten wir kurz, die vom Wintersport sehr stark beanspruchten braunen Hänge und fahren mit Unbehagen, jetzt aber auf einer sehr schmalen Asphaltpiste, weiter durch drei unbeleuchtete Tunnels nach Liaris. Dort nehmen wir gleich das erstbeste Restaurante um uns mit San Daniele Schinken und Weißbrot zu stärken. Dort kommen wir mit einem Landshuter XR-Enduristen ins Gespräch, dem wir von der geplanten Befahrung der Panoramica delle Vette erzählen. Da er gerade von ihr zurückkommt, zeigt er uns auf der Karte eine Umfahrung der gesperrten Baustelle, kurz nach dem Ende der Panoramica.
Dankbar nehmen wir seinen Tipp auf und fahren weiter in der Hoffnung, endlich eine geöffnete Tankstelle zu finden, denn die Mittagsiesta macht auch vor den Tankstellen nicht halt. Gleich im nächsten Ort, in Ovaro, finden wir die schon dringend benötigten Zapfsäulen.

Auf der hektischen Bundesstraße geht es weiter an Comeglians vorbei um kurz danach rechts über eine Brücke nach Tualis zu gelangen. In Tualis biegen wir
nicht nach Ravascletto ab, sondern fahren durch die Ortschaft bergwärts. Auf einem mit Fichtennadeln übersäten Sträßchen schlängeln wir uns durch einen dunklen Wald hinauf bis über die Baumgrenze. Dort beginnt die unbefestigte Panoramica und mutterseelen alleine genießen wir im Fahren die grandiose Bergwelt und bewundern die unendlich aneinander gereihten noch mit Schneeresten durchzogenen Berggipfel am Horizont. Wir kommen vom Schwärmen wieder heraus, als wir wieder Asphalt unter die Stollen nehmen müssen. Wir gelangen zur, vom XR-Fahrer beschriebenen Kurve wo wir auf die, wahrscheinlich nicht ganz legale, Baustellenumfahrung stoßen. Diese Abfahrt beginnt mit einem sehr schmalen Wandersteig der uns etwas aus der Fassung bringt, da eine steile und nur motorradbreite Spitzkehre nach der anderen folgt. Mein Bruder lernt aber dabei, dass die wuchtige KLX sich nicht in der Mitte abknicken lässt, und er begleitet die Kawa sicherheitshalber per pedes um die Kehren.
Sind wir richtig?
Nach diesen etwas happigen 4 Kehren erreichen wir endlich einen etwas breiteren, aber steinigen und steilen Weg der uns doch wieder auf die Asphaltstraße bringt. Weil nur Übung den Meister macht, und bergauffahren einfach mehr Spaß macht als bergab, fahren wir die selbe Strecke noch einmal zurück. Endurospaß pur...... und beim nochmaligen bergabfahren, lässt sich die KLX doch in der Mitte abwinkeln....

In Paluzza stellt sich die entscheidende Frage, zurück zum Pressegger See über den Plöckenpass, Asphaltkilometer fressen, oder über Paularo und unserer vielgeliebten Straninger Alm? Wohlwissend, dass die Steinlawine die wir vormittags überwinden mussten, diesmal von unten zu bezwingen ist, entschließen wir uns über Paularo heimwärts zu ziehen. In Paularo angekommen setzten wir uns in ein typisches Straßencafe und bestellen zwei Macchiato. Während eines einzigen Schluckes dieses vorzüglichen Cafes stellen wir mit Verwunderung fest, dass in diesem Zeitraum ein 750er ZXR Fahrer es schafft, 5 mal an uns vorbeizurauschen, dicht gefolgt von einer 200er Beta Trail, die es aber nur auf magere 4 mal bringt. Wahrscheinlich ein internes Qualifikationsrennen um die Gunst der belle raggazze... Italien ist anders, oder?
Wir trinken aus und fahren leicht nervös weiter. Der Steinhaufen versperrt uns den Weg noch gewaltiger, als in unserer Erinnerung von heute Morgen.
Gut was soll es, jetzt gibt es kein zurück mehr. Ich beginne mit der Überquerung und scheitere an den wackeligen und kniehohen Felsbrocken. Um eine Beule im Stahltank meiner DRZ durch einen Umfaller zu vermeiden, beschließen wir gemeinsam die Suzuki mit eingelegtem Gang über den Steinwall zu befördern.

Schweißtriefend am Gipfel angekommen, aber nicht nur durch die körperliche Anstrengung, sondern auch durch die ständigen Blicke in die Tiefe links von uns, steige ich wieder auf die Suzuki und fahre erlöst die Rückseite des Hindernisses hinunter. Auf dem Weg zurück um die gleiche Prozedur nocheinmal mit der KLX durchzuführen, höre ich das aggressive Aufheulen des Kawa- Motors, ein schrammendes Geräusch und aus. Auf dem Steinwall angekommen sah ich das Elend, die KLX liegt zwischen den Felsblöcken eingekeilt und mein Bruder humpelt davon. Na da wollte jemand um sich etwas zu beweisen einen Alleingang über das Hindernis wagen. Dieser Leichtsinn wird mit einer hässlichen Delle im Endtopf bestraft.
Zu zweit schaffen wir auch schlussendlich die um 20kg schwerere KLX, wenn auch mit kochendem Kühlwasser und qualmenden Hinterrad über diesen Steinhaufen. Erkenntnis: Von oben war die ganze Sache bedeutend leichter....
Wir erreichen ohne weitere Zwischenfälle wieder Österreich und nutzen das Licht der untergehenden Sonne um auf der Ahornachalm die uns am Vortag nicht gegönnten Panoramafotos zu schießen. Während mein Bruder fotografiert, zünd ich mir eine Gauloises an und genieße im Abendlicht die Stille und Einsamkeit der Karnischen Bergwelt.
Urplötzlich und wie aus dem Nichts bleibt ein KTM- Fahrer mit blockierten Hinterrad bei uns stehen; nur mit Jeans und Sweater bekleidet. Wir beginnen ein freundliches Smalltalk und er zeigt uns die Besonderheiten seiner 99er 380er. Grundsätzlich sieht die KTM aus, wie wenn sie nach einem Totalschaden neu auseinandergefaltet wurde. Der Auspuff ist mittels einer Thunfischdose und einer Schelle notdürftig geflickt und der Heckkotflügel mit Kabelbinder angenäht. Das dieses Motorrad weder Rücklicht noch Kennzeichen aufweist, verwundert auch nicht mehr. Wie sich herausstellt trainiert der unkonventionelle einheimische Gailtaler für das morgige Erzbergrodeo. Er ist schon ein Veteran dieser Massenveranstaltung und wir hören amüsiert seinen Gschichtln zu. Wie bei der ersten Teilnahme seine LC4 überkochte und er den Kühler, in Ermangelung von Wasser, mit Red-Bull aus dem Camelback auffüllte. Statt den erhofften Flügeln gab es aber nur eine seltsame Rauchentwicklung kombiniert mit einem Geruch von verbrannten Gummibärchen....
Sachen gibs....
So plötzlich wie er auftauchte, so plötzlich ward er auch wieder verschwunden.

Dritter Fahrtag: Diesmal werden wir nur einen halben Tag unterwegs sein, da wir von den Gastgebern zum Grillen eingeladen sind.
Wir werden somit das nahegelegene untere Gailtal rund um Feistritz erkunden.
Vorerst aber wollen wir unsere Sandfahrkünste unter Beweis stellen und fahren auf der B111 nach Arnoldstein. Hinter Arnoldstein, am Gailufer, ist ein netter Sandspielplatz. Hier lassen wir unsere Maschinen in die Anleger fliegen.... tollen einfache wie große Kinder im Sand herum. Seite 6
Vom Sandcarven überdrüssig geworden, vernehmen wir wieder den Ruf der Berge und wir fahren durch Arnoldstein zurück nach Feistritz. In der scharfen Rechtskurve in Feistritz fahren wir gerade aus Richtung Vorderberg um gleich wieder links bei der Kirche vorbei, zur Oisternig Schutzhütte zu fahren. Dabei halten wir uns an den rechten Schotterweg, der mit einem Fahrverbot für Fahrräder gekennzeichnet ist. Übermütig von der zuvor eingelegten Sanddrifterei driften wir um die teils sehr unberechenbaren Schotterserpentinen bergwärts. Oben angekommen blicken wir auf das unter uns liegende Gailtal, links vom sehr markant erkennbaren Dobratsch, den Hausberg der Villacher, flankiert. Im Hintergrund rechts können wir auch das Wahrzeichen der Stadt Villach , den Mittagskogel, erkennen. Wir treten in die Hütte ein und werden von einer überraschten, und noch nicht auf Gäste vorbereitete Wirtin empfangen. Wir genehmigen uns gemeinsam ein Flasche Villacher Bier und genießen den Blick ins Tal. Das Bier verstärkt unseren Guster auf „die besten Bratwürste auf da Wölt“ vom Fleischhauer Smole in St.Stefan/Gailtal, die bereits zu hause auf uns warten.....

Vierter und letzter Fahrtag: Es ist geplant über die Achomitzer Alm nach Italien und über den Lomsattel wieder zurück nach Österreich zu fahren. Der Offroadanteil dieser Tour beträgt rund 90%. Wir fahren von Presseggen aus über St.Stefan nach Vorderberg wo wir uns gleich auf den Schotterweg auf die Werbutzalm begeben. Zügig und mit der gesammelten Routine der letzten Tage ziehen wir auf die Alm fahren bei den Wochendhäuser sehr langsam und leise vorbei um keine Aufmerksamkeit zu erregen, da das Verbindungsstück (ca.300m) zur Oisternigstraße mit einem Fahrverbot belegt ist. Auf diesem Schotterweg angekommen, geben wir wieder Gas und fahren unter der Oisternig Schutzhütte links zur Achomitzer Alm. Auf diesem Weg fahren wir sehr sachte um die frische Grasnabe nicht allzu sehr aufzureißen. Dieser Weg endet vor einer sehr steilen Wiese an deren Ende der wieder roterdige Wanderweg erkennbar ist. Wir überqueren die steile und sehr taunasse Wiese und erreichen, ohne tiefe Reifenspuren hinterlassend den Wanderweg. Dort versperrt uns ein typisches Holzgatter den Weg; wir entfernen die Rundhölzer, fahren durch und schließen selbstverständlich dieses Gatter wieder. Kurz danach erreichen wir einen Schotterweg der uns zum noch nicht bewirtschafteten Schönwipfel Schutzhaus führt.
Hier passieren wir die italienische Grenze, fahren am verrosteten und geschlossenem Schranken vorbei und halten uns an den noch von Wiese bedeckten Weg, der alsbald in einem traumhaften Schotterweg mündet. Leider befahren wir in wieder nur abwärts. Nach einigen Kilometern entdecken wir sehr winzige Tafeln, die an den Bäumen genagelt sind und besagen das hier Naturschutzgebiet ist. Wir verstehen nicht warum diese Tafeln nicht gleich an

der Grenze angebracht sind, denn dann hätten wir sicher nicht diese Variante gewählt. Denn mit der Forestale ist nicht zu spaßen......
Mit einem sehr mulmigen Gefühl fahren wir auf dem diesmal nicht enden wollenden Weg talwärts. Endlich erreichen wir die asphaltierte Straße und halten uns rechts und fahren im Valle di Uggovizza bis die Asphaltstraße endet.
Hier haben wir die Wahl zwischen einen sehr fein geschotterten schmalen und steilen Karrenweg rechts, oder links an einem eher an ein ausgetrocknetes Bachbett erinnernden, aber markierten Weg der übelsten Sorte. Wir entscheiden uns für den rechten Weg und driften um die zahlreichen engen Kehren aufwärts, einmal im Rhythmus macht das ungeheuren Spaß.
An das am Boden bombenfest haftende Vorderrad der DRZ kann man sich eben in jeder Situation verlassen, egal wie schräg man die Kehre anfährt, die Suzuki zieht immer einen sauberen Drift.
Der Fahrspaß wird jäh, durch einen abgestellten grünen Fiat Panda unterbrochen, der die ganze Breite des Weges einnimmt. Wir kehren etwas enttäuscht um und wundern uns nur wie der da rauf gekommen ist, da er auch keine Spuren am Weg hinterlassen hat.
Unten angekommen nehmen wir den linken Weg unter die Stollen. Der mit durchwachsenem Felsen und losen Steinen garnierte Weg erfordert unsere vollste Aufmerksamkeit.
Entlang einer Felswand zieht sich eine sehr steile und erst am Horizont endende Gerade, die mit losem Schuttmaterial übersät ist. Ich weiß in diesem Moment nur eins, Gas und auf keinem Fall auf die erste runterschalten, denn das würde unweigerlich zum Hängen bleiben führen. So quäle ich meine Suzuki, noch immer mit der Standardübersetzung 15/44, im 2. Gang rauf und erreiche eine flache Kehre. Ich nutze die flache Stelle um das Motorrad abzustellen und auf meinen Bruder zu warten. Für Ihn wird das die Schlüsselstelle sein, denn er fährt erst seit einem Jahr Motorrad und ist zum erstenmal in so einem anspruchsvollen Gelände. Ich höre wie sich die KLX mit sattem 4 takt Donner in den Berg bohrt und ...aus. Ich eile zu fuß den Steilhang runter und merke erst jetzt wie steil er wirklich ist und vor allem wie tief das Geröll hier ist. Ich komme gerade rechtzeitig um zu sehen wie er nach einem Sturz die Kawa aufwuchtet. Ich empfehle ihm umzudrehen und einen neuerlichen Versuch zu starten, da das bergauf wegfahren von hier unmöglich ist. Gebe ihm noch ein paar Fahrtipps mit auf dem Weg....

2. Versuch, diesmal mit mehr Schwung, er donnert an mir vorbei, die erlösende flache Stelle vor Augen, schaltet er wieder, aus Angst vor der Geschwindigkeit auf die erste zurück und 5m weiter hat sich die Kawa wieder achstief festgegraben. O.k. diese letzten 30m zum rettenden Flachstück werden wir doch zu zweit schiebend erreichen können.
Wir schinden uns in der prallen Sonne bergwärts, als ich sehe wie sich ein Traktor an meiner abgestellten Suzuki
vorbeizwängt. Das hat uns noch gefehlt! Wir drücken uns und die Kawa zur Felswand, stellen uns auf die Fußspitzen und lassen den bergabfahrenden Traktor vorbei.... mm-Arbeit! Wir ernten vom Traktorfahrer nur ein mitleidiges Lächeln....doch wir erreichen die Kehre und stellen die Kawa ab. Wir machen eine längere Pause und versuchen die Fahrt von Christian zu analysieren. Doch ich merke dass er psychisch und physisch am Ende ist, und auf Grund der noch nicht vorhanden Fahrpraxis mit seiner hohen und schweren und kickzustartenden KLX einfach überfordert ist.
Wir erkunden zu Fuß den weiteren Weg und beschließen den Gipfelsturm doch anzutreten. Nach der Doppelkehre geht es in gleicher Manier weiter wie vorhin, jedoch nicht mehr ganz so steil. Wir erreichen den Sattel ohne nennenswerte Zwischenfälle, durchqueren einen Gebirgsbach und folgen den flachen und mit Kuppen durchzogenen Weg. Die Kuppen animieren zum Springen und Weehlen... Plötzlich sehen wir mitten im Wald ein Hinweisschild, dass uns eine
Osteria ankündigt. Toll! Doch wir können sie nicht finden und fahren weiter Richtung Österreich. Doch die Grenze ist ostblockmäßig mit Stacheldraht gesperrt, ein Passieren unmöglich, obwohl wir schon die österreichische Dolinza Alm vor uns sehen. Daher nehme ich an, dass das Hinweisschild der auf der österreichischen Seite gelegenen Almhütte gilt. Enttäuscht kehren wir wiedereinmal um und beginnen den Abstieg über den steilen Lomsattel.
Verschwitzt und dreckig machen wir einen Abstecher über Ugovizza nach Tarvis um in der Bar Commerciale, gegenüber von der Kirche ein 1/8 Merlot und einen Macchiato zu trinken. Wir betrachten das auf und abflanieren der österreichischen Kaffeehausbiker auf der Hauptstraße mit ihren blankpolierten Bikes, meist Japanchopper mit Topcase am Heck. Schon eine seltsame Gattung von Motorradfahrern, die sich aber sehr wichtig nimmt......!
Als Alternativrückweg nehmen wir die Variante über Camporosso, eine reizvolle Schotterpiste, die in den Weg auf die Achomitzer Alm mündet. Wir fahren talwärts erreichen Feistritz und fahren zurück zum Presseggersee, wo mein Bruder, im sehr modernen und gepflegten Strandbad seinen Sturzbecher einlösen muss. In der Abendsonne lassen wir nochmals die Woche revue passieren... zählen nochmals die Highlights auf, die SP entlang des Pontebba, Monte Paularo, die Panoramica, die Steinlawine und der Lomsattel.
Eine eindrucksvolle Offroad-Woche ist vorbei.....


Verwendete Karten:
Kompass Wander-Rad-und Skitourenkarte „ Gailtaler Alpen, Karnische Alpen, Oberdrautal“ 1: 50.000 Blatt 60 mit einem inkludiertem Lexikon, wo alles wissenswertes über die Region zusammengefasst ist.
Tabacco Carta Topografica „ Alpi Carniche, Carnia Centrale“ 1:25.000 Blatt 9 die in italienischen Trafiken erhältlich ist.

Literatur: “Alpen” Band 2 aus der Edition Unterwegs von Elke u. Dieter Loßkarn

Kulinarikum: der berühmte Gailtaler Speck ( jedes 1. Juni-Wochende Speckfest in Hermagor ), das köstliche Sasaka ä. dem steirischen Verhackert

Zentren im Umkreis von 40 km: Villach mit einem modernen Thermalbad; Tarvisio zum Einkaufen...

Motorräder:

Suzuki DRZ400S Bj 2000, 4 T, wassergekühlt, E- Starter, 41Ps, 130kg Trockengewicht
Das in den USA konstruierte Bike war nicht umsonst, das „Dirtbike of the year 2000....“
Bereifung: Pirelli Rallye-Cross, während den 4 Tagen und rund 800km nahezu keine Verschleißerscheinungen. Kein Hochgeschwindigkeitspendeln am Asphalt.
Für nasse, weiche Böden bedingt geeignet.

Kawasaki KLX 650R Bj 1994, 4 T, wassergekühlt, Kick-Starter, 50Ps, 140 kg Trockengewicht. Unzerstörbarer Geländepanzer, der sich aber eher auf schnellen Schotteretappen wohlfühlt, denn im schweren Gelände.
Sehr günstig am Gebrauchtmarkt zu erstehen. Negativ fällt der hohe Spritverbrauch auf; 7 Liter auf 100km mit einem Tankfassungsvermögen von 8 Litern....
Bereifung: Metzeler Six-Days, der die an der Kette zerrenden 50 Ps der Kawa allerdings nur 3 Tage Stand hielt und stollenmäßig k.o ging.

Strecken: die beschriebenen Strecken sind zu 95% legal, außer die Wandersteige und die Abfahrt von der Achomitzer Alm nach Ugovizza.
Reisezeit: April, Mai und Oktober. Zu dieser Zeit sind die Almen noch nicht bewirtschaftet und dadurch fühlt sich auch noch kein Wandertourist gestört.
In der Sommerzeit sind viele der beschriebenen Wege aber durch abgesperrte Viehgatter versperrt.
Mit plötzlich auftretenden Wirtschaftsverkehr, Mountainbiker und Wanderer muss jederzeit gerechnet werden, dann bitte sachte, freundlich Grüßen und vielleicht ein bisschen ratschen.

In einer Staubwolke vorbei-weehlen, erhöht sicher nicht unser angekratztes Gatschhupfer-Image. Weiters ist zu bedenken, dass die meisten Wege von privaten Gemeinschaften erhalten werden und die für Leute, die zwecks eines guten Schnappschusses 50 mal um ein und die selbe Kurve driften, kein Verständnis aufbringen.
Querfeldein über blühende Almwiesen pressen muss auch nicht sein!

Italien: Stollen weg von Fahrverbotstafeln die ein weißes Zusatzschild mit einem § aufweisen! Auch wenn der Einheimische 10 mal sagt, null problemo... die Forestale hat auch null problemo beim abkassieren von Eur 500,--!
Beim Befahren eines Weges mit normalen Fahrverbot (hieß früher einmal: Befahren auf eigene Gefahr), sollte man doch immer Ausschau nach weiße Landrover halten.... die Forestale interpretiert diese Art des Fahrverbotes auch schon sehr eigenwillig.

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