Zitat:
Wegen 50.000 Euro machen die so einen Aufriss? Sind die nicht in der Lage die paar Euros von Sponsoren zusammen zu bekommen? Was sind das für Idi...?
Wenn man so eine Veranstaltung richtig vermarkten würde, dann wäre das kein Ding.
Aber generell ist das Marketing schon bei der Sumo DM sau schlecht, das sieht man schon wie die Rennen so beworben werden und wie wenig Zuschauer entsprechend kommen.
Wegen der harschen Worte hier melde ich mich nun auch mal zu Wort. Ich schicke voraus, ich hab mit der Sumo DM nix zu tun.
Ich bin beruflich im Sport-Sponsoring-Umfeld aktiv bzw. betreibe selbst Sponsoring für ein Unternehmen und kann euch sagen, dass es alles andere als einfach ist, Menschen zu bewegen, für Sport Geld in die Hand zu nehmen, wenn es sich nicht um Sportarten mit hohem Ansehen und garantierter TV-Präsenz handelt.
Punkt eins: Fußball, klar, da findest Du Sponsoren, Biathlon, Ski alpin - und dann wird's schon schwer. Zu wenig Aufmerksamkeitsdruck für Markenartikler (RedBull nehm ich hier aus, da ist die Strategie aber auch recht einmalig). Ausnahme sind auch Sportarten mit spitzer Zielgruppe im Hochpreissegment, etwa Golf oder Segeln. Da nimmt Audi gerne mal ei paar Euros in die Hand, ähnlich BMW, Oracle. Ausnahme sind auch regionale Sporthochburgen und spezielle Sportarten (Fechten, Rudern), in denen dann der örtliche Autohändler oder das Restaurant oder der Baubedarfshandel sponsern.
Punkt zwei: Schwer ist es auch, weil das Fernsehen, wenn es doch mal überträgt, bei Randsportarten plötzlich Skrupel wegen Werbeaufklebern hat. Der gleiche Sender, der beim Radfahren jahrelang selbst als Sponsor aufgetreten ist, und der nichts bei "Fackelmann"-Mützen findet, bei Stargästen, die ihre neue Platte / neuen Film / neues Buch / aktuelles Baby / neues Programm bewerben oder dabei, dass Fußballspieler z. B. nur direkt vor der offiziellen Werbewand interviewt werden dürfen, deckt plötzlich Sponsoraufkleber ab oder fordert von den Sportlern, Aufkleber runter zu reißen - sonst kein Interview. Das beobachtet man auch im Printbereich. Anzeigenkunden dürfen auch im Sportteil auf redaktionellen Fotos gerne mal sichtbar sein, bei allen anderen wird genau hingeschaut. Übrigens dürftet ihr bemerkt haben, dass es immer weniger und immer dünnere Zeitungen gibt. Wer soll also die tollen Bilder drucken?
Punkt drei: Umgekehrt herum passiert es bisweilen auch, dass unterstützende Unternehmen in der Presse grundsätzlich verrissen werden, egal was sie machen. Die verzichten dann auch eher aufs Geldausgeben und ziehen sich aus dem Sponsoring zurück.
Punkt vier: Die Summen, über die wir heute beim Fußball reden, sind in der Tat exorbitant. In der Formel eins und der DTM dito. Die Summen bei Randsportarten werden umgekehrt immer geringer. Das Geld, das da in St. Wendel fehlte, ist für Fußballer Klimpergeld, für die meisten Randsportarten aber sehr viel Schotter, den sie im ganzen Jahr nicht einsammeln.
Punkt fünf: Mäzenatentum gibt's kaum noch. Das liegt auch an > Punkt zehn
Punkt sechs: Motorradfahren wird von der überwiegenden Mehrheit in Deutschland nicht als Sport angesehen. Auf motorisierten Zweirädern sitzt man gemütlich rum, so sieht das der Durchschnittsdeutsche. Schach wird häufiger den Sportarten zugerechnet als Motorradfahren.
Punkt sieben: Das Image des Zweiradsports in Wirtschaft und Politik ist miserabel. Golf etwa wird meist als "ökologischer" Sport verstanden, obwohl der Landschaftsverbrauch gigantisch ist. Das kann man beklagen, das ist aber mit den zu Gebote stehenden Mitteln nicht ändern.
Punkt acht: Das Anspruchsdenken und der Geiz der Zuschauer. Der Standard, der bei der Fußball-Bundesliga oder der Formel eins geboten wird, den soll doch der Dorfverein bitte auch bieten, aber für maximal 50 Cent. Ich war neulich mit Frau und Kind aufm Dorf MX gucken. Der Parkplatz hat pro Tag was gekostet, ich glaube 4 Euro fürs Auto. Da haben die meisten Verkehrsteilnehmer lieber wild in der Wiese geparkt und sind ein Stück weiter gelaufen. Der Dorf-Fußballverein verkauft den Kaffee für 50 Cent und nimmt 50 Cent Pfand für die Tasse - nur jede zweite Tasse kommt zurück. In diesem Zusammenhang auch zu erwähnen wären die Auflagen, die es als Veranstalter zu erfüllen gilt. Das geht vom Parkplatz über die Müllentsorgung (getrennt natürlich) bis zur Security. Und so mancher Bauer in der Nähe hat gemerkt, dass schönes Geld im Umfeld des Sports zu machen ist, so oder so....
Punkt neun: Das Ehrenamt ist nahezu ausgestorben. Vereine werden immer mehr als reine Dienstleistungsunternehmen verstanden, eigenes Engagement bei den Mitgliedern beschränkt sich immer mehr aufs Besserwissen. So ist etwa schon der Verkauf von Kuchen zugunsten der Mannschaft der eigenen Tochter eine unmögliche Zumutung, die brüsk zurückgewiesen wird. Deshalb werden die Veranstaltungen immer teurer: Plakate aufhängen, Sicherheitsdienst, Parkplätze einweisen, Kaffee, Kuchen, Würstchen grillen, Dixieklos, ... das kostet alles und kostet alles immer mehr.
Beispiel: Meine Frau betreut ehrenamtlich eine Jugendmannschaft in einer Randsportart. Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Dafür kriegt sie wöchentlich etwa fünf unverschämte Emails und pro Jahr etwa zwei, die justitiabel wären.
Punkt zehn: Die Konkurrenz ist groß und wird immer größer. Es gibt immer mehr Sportarten mit immer mehr Wettbewerben: Angeln, American Football, Boule, Bowling, Becherstapeln, Polo, Radball, Lacrosse, Rythmische Sportgymnastik, ... Die stehen alle Schlange und denken: " Wenn man so eine Veranstaltung richtig vermarkten würde, dann wäre das kein Ding."
Dass es irgendwo noch ein paar Leute gibt, die etwas umsonst machen, aus Spaß, ist eigentlich ein Wunder. Dieses Forum ist ein gutes Beispiel. Aber leider werden die Beispiele immer weniger.
Gruß
bthekid