Soll ich wirklich
Nun denn.
Eigentlich war es ja so dass ich mich für die Rallye Dresden-Breslau angemeldet hatte und im Februar alles anders kam als gedacht. Den ganzen Winter hab ich an der DRZ geschraubt, damit die DRZ für die 7-Tage Breslau absolut perfekt am Start steht. Man hat ja keinen Bock bei Offroadstrecken > 400km/Tag noch am Abend an der dreckigen Kiste die Versäumnisse der letzten jahre aufzuholen.
Im Februar kam dann das unvermeindliche. Ich musste für die Breslau aus beruflichen Gründen absagen und die Baja-Saxonia, sowie die Dalmatia-Rallye waren ausgebucht. Den ganzen Winter trainiert, geschraubt und nun das
Irgendwann kurz vor der Baja-Saxonia haben dann wohl mehrere Fahrer abgesagt und ich kam noch in den Genuß, die letzte Startnummer 251 (Motorrad Nr. 151) zu bekommen. Wie geil, die Sonne schien wieder und das Training ging weiter.
Eigentlich war geplant mit Aynchel zusammen an der Veranstaltung teilzunehmen, aber am Mittwoch (1 Tag vor Start) bekam ich eine Mail, dass er aus beruflichen Gründen nicht starten kann. So ne .... dachte ich noch und entschloss mich trotz düsterer Wetterprognose an den Start zu gehen.
Donnerstag 3:00 Uhr klingelte der Wecker und der erste Schock bekam ich alsbald ich aus dem Fenster sah. Es schüttete in solchen Mengen, dass man auf der Straße sicherlich mit dem Schlauchbot fahren konnte. Was machen... Zelten bei diesem Wetter ... Motorrad fahren .... Eine Baja ist teilweise Highspeed und das bei solch einem Wetter... 3:10 Uhr kam der Entschluß: Scheiß drauf. Mistwetter kenne ich aus Bilstain und das macht auch im Regen Spaß. 4:00 Uhr saß ich im Auto nebst DRZ auf dem Hänger.
600km Weiter um 11:00 Uhr lief ich Camp und mußte feststellen, dass der Motorradparkplatz, auf dem man auch campen konnte auf einer Wiese ist und die sahr bereits ohne Regen heftigst aufgelöst aus. Ich entschloß mich bei den LKW´s auf festem Boden niederzulassen, was sich als gute Idee rausstellen sollte.
In gewohnter Routine wurde die DRZ abgeladen, das Zelt aufgebaut und eingerichtet und gleich danach zur Anmeldung. Bei der Orga war eine recht lange Schlange, welche jedoch sehr schnell abgearbeitet wurde. Nach vorlage von Personalausweis und Führerschein bekam ich noch einiges zum unterzeichnen (Verzichtserklärung/Haftungsausschluß) und einen Zettel für die technische Abnahme. Weiter gab es noch einen elektronischen RFID-Transponder, T-Shirt, Mütze, Tasse, Flaschenöffner und sonstigen Kram. 12:15 War die Anmeldung durch und ich kramte meine ganzen Enduro-Klamotten raus um mich für die technische Abnahme aufzubrezeln. Diese fand ca. 7km entfernt auf einem Parkplatz in Hohenmölsen statt, was für meine frisch aufgehübschte DRZ kein Problem darstellte.
Am Aushang war zu lesen, dass der Prolog um 16:00 startet und ich mit meiner Startnummer als letztes Motorrad in den Prolog starten muss. Am Start zum Prolog war das irgendwie deprimierend wie alle vor mir durften, aber irgendwann kam ich auch dran und ich machte keinerlei Hektik. Die Spuren im Sand waren sowas von nicht zu übersehen, dass man das Roadbook eigentlich nicht gebraucht hätte und voll Gas durch den Prolog bügeln hätte können. Da es im Prolog nur um den Startplatz geht fuhr ich gemütlich mit dem Roadbook die Strecke ab und konzentrierte mich auf den Umgang mit dem ganzen Schaltergedöns und der Technik. Die 16km waren recht schnell durch und nicht überrascht bekam ich im Mittelfeld mit Startnummer 57 für die Wertungsprüfung 1 einen Platz. Nach dem Prolog zurück im Camp beschäftigte ich mich gemütlich mit Roadbook kleben und die Abzweige zu markieren. Um 20 Uhr war dann Fahrerbesprechung bei der mitgeteilt wurde, dass Die Strecken getauscht werden. Die WP2 wird am Freitag und die WP1 am Samstag gefahren. Beim Roadbook kleben ist mir bereits aufgefallen, dass in der WP1 sehr viel mehr Kompasskurse, steile Auf- und Abfahrten drin sind und offensichtlich war die Strecke noch zu feucht für diese Passagen. Weiter wurde erklärt dass um 6:00 Uhr start ist und jeder für seine Startzeit verantwortlich ist. Wer zu spät kommt hat Pech gehabt und wird für diesen tag nicht gewertet. Die Startzeit musste man sich selbst ausrechnen. Ab 6:00 Uhr starten im Minutentakt 3 Fahrer und somit war für mich 6:19 Uhr Start.
Freitag 5:00 Uhr ging der Wecker an und es war irgendwie nicht die Zeit um aufzustehen. Es war trocken, aber schweinekalt. Ein kalter Wind pfiff mir durch den Cross-Helm, als ich um 5:45 Uhr gen Startplatz führ. Am Vorstart angekommen, musste ich feststellen, dass diese Eiseskälte meiner 5 Jahre alten Batterie wohl doch sehr stark zugesetzt hatte und diese gerade noch reichte um 1x zu starten. 6:15 Uhr startete ich mit dem letzten bisschen Saft die DRZ und 6:19 Uhr ging das los. Zu dritt starteten wir in die Strecke und ich stellte schnell fest, dass die beiden Mitstreiter wohl gut am Kabel ziehen können, jedoch an jedem Abzweig unsicher waren, ob die Strecke stimmte. Nach 10 Minuten wurde mir das dann zu bunt und das Roadbook zeigte 1600m gerade aus. Vor mir fuhr eine Gruppe mit ca. 5 Mann an denen ich vorbei flog, um dann unvermittelt links in ein Waldstück abzubiegen. Mit ca. 80 km/h donnerte ich in eine Aneinanderreihung von Schlammlöchern, was dann doch irgendwie zu schnell war. Für die ersten beiden Löcher reichte es noch gerade so und im dritten war dann schicht im Schacht. Fatz und da lag ich der länge nach in einem Mega-Schlammloch und bekam eine Fango-Packung vom feinsten. Was eine Schweinerei…. 5 Minuten später ging es völlig verdreckt weiter und die Strecke wurde wieder besser. Es ging von extrem rutschigem Schlamm, über Schotter, über aufgeweichte Wiesen, durch den Kohleflöz in Tiefsand, hoch, runter…. ein Heidenspass. Die Strategie war 3 Runden a 45km und dann tanken. In Runde 2 nach 15km musste ich dann plötzlich auf Reserve schalten. Rechen, rechen, rechen…. 105km gefahren. 8 Liter verbraucht… oläck .. das wird eng. Mit gedrosseltem Tempo ging es die restlichen 30 km zur Tankzone an der ich max. 5 Minuten verbrachte. Während das Benzin vom Kanister in den Tank blubberte schob ich mir schnell einen Riegel rein und zack zack ging es weiter. ca. 3:00 Stunden waren vergangen und ich hatte noch 3 Stunden für 2 Runden Zeit. In Runde 4 war ich dann richtig schnell unterwegs. An einem CP kam einer der UEM-Fahrer von hinten angeflogen und da dachte ich, da hängste dich mal dran. Nach dem CP war Kopfsteinpflaster, was mir alsbald zum Verhängnis wurde. Wasser und Matsch hatten das Kopfsteinpflaster so was von rutschig gemacht, dass ich direkt nach dem Start aus dem CP einen perfekten Highsider hinlegte. Ich knallte auf das Pflaster und die DRZ flog hinterher um auf meinen Beinen zu landen. Mit verdrehten Füßen lag ich hilflos unter der Karre und das Gefluche war sicher sehr weit zu hören…. Irgendwie kam ich unter dem Motorrad vor, prüfte erst die Funktion der Kiste um dann festzustellen, dass wohl mein linker Knieprotektor gerissen ist. Die Kniescheide zwickte, aber was soll´s es muss weiter gehen. Ich bin ja schließlich nicht zum Spass hier! Irgendwie muss ich auf den Kopf gefallen sein, da ich nach dem Sturz mindestens 15 Minuten völlig verwirrt hin und her fuhr. Ich wusste nicht mehr wo ich bin und fuhr in meiner Not 3km vor dem Ziel wieder zurück an den letzten CP um mit dem Roadbook wieder den Weg zu finden. Irgendwann kam ich dann am Ziel an und die letzte, fünfte Runde war völlig problemlos. Nach 5:16 Stunden stand ich im Ziel und konnte zusehen wie viele am Ziel noch weiter in ihre fünfte Runde fuhren.
Freitag 15:00 Uhr war dann Fahrerbesprechung für Motorräder und da wurde bereits angekündigt, dass sich aufgrund des am Freitag nach dem Motorradlauf eingesetzten Regens wohl für Samstag noch einiges an der Streckenführung ändern würde. Abends um 22:00 Uhr, bei der Fahrerbesprechung für LKW/PKW kam dann die Durchsage. Die Strecke ist in Teilen unfahrbar und es werden ca. 12km aus der Strecke geschnitten. Glücklicherweise hatte ich das Roadbook dabei und konnte bereits während der Fahrerbesprechung das Roadbook ändern. Es war nun knapp 23:00 Uhr und es regnete bereits seit 13:00 Uhr in einem durch. Oh Himmel, was wird da am Samstag kommen….
Samstag 7:13 Uhr Start. Es war nicht zu übersehen, dass einige nicht am Start waren. Es regnete bereits seit Freitag 13:00 Uhr ununterbrochen durch. Völlig relaxed stand ich da und harrte der Dinge, die da kommen mögen.
Es ging los und die Strecke war noch sehr viel rutschiger als Freitags. Meine Strategie für Samstag war, ohne Hecktick mit Verstand die Strecke zu fahren, die 5 Stunden möglichst ohne Unterbrechung (außer tanken) in einem Rutsch durchzuziehen. Die Jungs mit Highspeed werden sehr schnell merken, dass man bei solchen Verhältnissen sehr schnell körperlich abbaut und die Gefahr zu stürzen recht hoch ist. 5 Runden a 32km im Matsch sollten zu schaffen sein. Es lief ganz gut. Viele bliesen an mir vorbei um sich unvermittelt vor mir auf die Strecke zu packen, falsch abzubiegen, oder an der nächsten Ecke völlig entkräftet zu sitzen und an Traubenzucker zu lutschen. Konstant fuhr ich bis zur dritten Runde durch, tankte (sehr) kurz und fuhr in die vierte Runde. Dank Trinkrucksack und entsprechenden Power-Inhalt hatte ich die Geschichte wirklich in 4:06 Stunden durchgezogen, ohne nennenswerte Stürze, oder Pausen. Einzig ein Unfall hatte eine ca. 30 Minuten-Zwangspause (Rennunterbrechung) zur folge.
Ich stand im Ziel und konnte es kaum fassen. Keine nennenswerten Schäden an Ross und Reiter. Alle Runden unter Zeit und alle CP´s gefunden
Ja, so war das.