Hallo Zusammen,
meine DRZ hat bei einer Reise ins isländische Hochland ungeahnte Vorlieben für schwarzes Gold offenbart. Am dritten Reisetag ist mir aufgefallen, dass sie im kalten Zustand unverbranntes öl aus dem Auspuff rotzt. Der komplett trockene Ölmessstab deutete auf nichts gutes hin. Hatte für diese Fälle extra 1l Öl dabei, was aber immer noch nicht gereicht hat die Zette komplett zu befüllen. Haben dann erstmal die Hochlanddurchquerung abgebrochen und die nächste Stadt angesteuert um Öl zu kaufen. Ich habe am Abend das Öl abgelassen um zu prüfen wie viel von dem Teufelszeug wirklich, nach den 200km des Tages, in der Maschine sind. Es sind dann noch rund 600ml am den beiden Ablassschrauben rausgeflossen. Mit vollgefüllter Maschine ging es am nächsten Tag nochmal auf eine kurze 100km Tour um anschließend zu prüfen welche Menge Öl nachgefüllt werden muss. Hierbei hat sich dann ein Ölverbrauch von rund 500ml auf 100km offenbart
. Den Rest der Reise konnte ich dann auf einer XT600 eines Mitfahrers fortsetzen, da sich dieser das Bein gebrochen hatte
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Ich bin jetzt gerade dabei meinen Motor zu zerlegen und auf Ursachenforschung zu gehen und würde gerne an der ein oder anderen Stelle eure Meinung / euren Rat hören. Mir ist bewusst, dass anhand von Bildern keine 100% sichere Diagnose gestellt werden kann und ich am Ende nicht um eine professionelle Vermessung rumkommen.
Den Motor auszubauen ging bis auf die Schwingenachse recht problemlos und selbst diese konnte sich irgendwann nicht mehr wehren. Jetzt steht der Motor in meinem Wohnzimmer und gibt einen feinen Ölduft von sich ab.... manchmal ist eine Fernbeziehung auch von Vorteil
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Das Zündkerzenbild enthielt, entsprechend dem Ölverbrauch, keine Überraschung bereit........ definitiv Öl im Brennraum.
Da ich nicht nachvollziehen kann wie weit sich der Ölstand zum schlechtesten Zeitpunkt (vor nachfüllen des 1l Reserveöls) zurückgezogen hat, war ich beim Abnehmen des Ventildeckels auf alles gefasst. Das letztendliche Bild sah dann wie folgt aus:
NockenwellenNockenwellenlagerstellenIch sehe jetzt nicht täglich Nockenwellen und Lagerschalen, aber hier im Forum und im Netz habe ich schon deutlich schlimmere gesehen. Wenn ich mit dem Fingernagel quer den Schleifspuren fahre kann ich auch keinen Grat oder Riefen erfühlen. Aus meiner Sicht sehen die gar nicht so schlimm aus. Was haltet Ihr davon?
Der nächste Blick galt den Ventilen. Hierbei ist mir bei den Einlassventilen aufgefallen, dass diese deutlich schwarz glänzend sind. Sollte es sich dabei um Öl handeln, wovon ich jetzt mal ausgehe, kann es doch nur über eine defekte Ventilschaftdichtung an diesen Ort gelangt sein oder?
EinlassventileDie Auslassventile sehen auf der anderen Seite "trocken", aber ziemlich verkrustet aus. Leider hab ich auch nach gefühlten fünfhundert Fotos kein Vernünftiges hingekriegt
AuslassventileNun ging es weiter an den von mir gefürchteten Zylinder. Nachdem ich den Kopf runter hatte habe ich beide mal begutachtet. Für mich sieht der Zylinder eigentlich ganz gut aus. Er ist glatt und hat keine spürbaren Rillen. Nach kurzer Recherche musste ich meine gute Laune dann etwas herunterfahren, da der gewünschte Kreuzschliff nicht mehr zu erkennen ist. Muss den Zylinder mal zum Vermessen geben, vlt reicht es ja diesen aufs nächste Übermaß zu honen. Der Zylinder selbst ist auch relativ unspektakulär. Zwar sieht man an den Seiten gewisse Längsspuren, diese sind aber nicht fühlbar und daher nicht besonders tief.
ZylinderKolbendas obere Pleuellager sieht für mich auch gut aus ....
oberes Pleuellagerim unteren Pleuellager kann ich ein Seitenspiel (laut WHB in gewissen Maße normal) aber kein Höhenspiel feststellen.
Im nächsten Schritt muss ich noch das Kurbelwellengehäuse trennen, hierzu warte ich noch auf einen gekröpften 26er Maulschlüssel.
Alles in allem bin ich etwas .... sagen wir.... verwirrt
. Ich weis nicht mit welchen Erwartungen ich daran gegangen bin, aber gefühlt hatte ich ein Massaker erwartet bei dem ich direkt sehe wo das Problem ist. Jetzt aber habe ich
- Nockenwellen & Lagerstellen die aus meiner Sicht gut aussehen.
- einen Zylinder und Kolben die keine tiefen riefen haben. Zylinder honen? Übermaßkolben?
- ein Pleuel welches weder Höhenspiel noch Schleifspuren im oberen Lager aufweist.
Soll der ganze Ölverbrauch wirklich nur von der Ventilschaftdichtung kommen?
Wenn ich das KW Gehäuse schon mal offen habe werde ich wohl auch gleich alle Lager tauschen. Jetzt stellt sich mir die Frage ob es nicht geschickter ist die KW in gänze gleich mit zu tauschen? Kostenmäßig habe ich gelesen, dass das Verpressen an die 150 kostet, dann noch das Pleuellager oder evtl sogar ein ganzes Pleuelkit dazu.
Hier bekomme ich eine komplett neue Kurbelwelle von Hot Rods für 270 Euro. Was haltet ihr davon?
Gruß
Markus