Damit bei der Vielzahl
an Meinungen noch eine dazukommt, schreib ich auch mal was
Bei meinen Erfahrungen, egal ob Strasse, Reisebetrieb, Rallye oder Cross-/Endruostrecke ist ganz klar: weniger Reifendruck bedeutet mehr Abrieb. (und zwar egal mit welchen Reifen, selbst Strassenenduroreifen für vorwiegend Asphalt schmelzen merklich mehr bei weniger Druck).
Problem ist nicht, dass der Gummi einfach schneller abgefahren ist, sondern die bekannte Sägezahn-Optik welche sich bei weichen Reifen (bzw. eben wenig Druck) ergibt. Als Beispiel: auf Pisten in Tunesien (nach El Borma) habe ich mit dem Michelin-Baja den Druck gesenkt (von 1.8 auf 0.8 Bar), damit die Fuhre bei all den versandeten Passagen problemlos läuft. Nach knapp 300 Kilometern war fast 1/3 des gesamten vorhandenen Profils weg - mussten die Reisepläne ganz in den Süden deshalb abbrechen. Kleine Anmerkung: ich bin da eine Lc4 mit grossem Tank und voller Rallyeausstattung gefahren - die Gewichtsverhältnisse sind da doch merklich anders, als bei einer leichten Sportenduro (die WR hat hier weniger Probleme gemacht, dafür spührt man bei der auf Handlichkeit getrimmten Maschine schneller, wenn ein Reifen abgefahren ist).
Anfahrt nach Tunesien wurde übrigens mit über 2 Bar gemacht und nach der El Borma Geschichte wieder auf 1.8 Bar aufgepumpt - was dazu führte, dass der Kurzstrecken-Rallyereifen dann noch problemlos gehalten hat und erst zu Hause (nach über 5'000 Kilometern - und diese zügig gefahren mit fast 50% Aspahltanteil) erst gewechselt werden musste.
Beim Offroadbetrieb ist das Problem ein ganz anderes, schon nur weil die Kilometerleistungen in einer Woche meist unter dem liegen, was man bei Ferienfahrten an einem Tag macht. Hier ist statt lange Lebensdauer (ok, mehr als paar Tage müsste der Reifen ja auch halten) doch eher maximaler Gripp - und das wenn möglich auch noch auf exremem Untergrund gefragt (beim Reisebetrieb mit Gepäck kann man ganz heftige Passagen ja mal umfahren - macht keinen Spass sich hier unnötig abzumühen und Verletzungen zu riskieren). Egal ob das ein rutschiges Bachbett, steile Steinstufen, Matsch oder auch mal Waldboden ist, will man da einfach nur vorwärts kommen. Genau für solche Untergründe sind die Enduro-/Crossreifen gemacht - und weil diese Kisten ja sowieso so etwa jede Woche einmal (bzw. nach spätestens 500 Kilometern) mal eine eingehende Wartung mit Ölwechsel brauchen, kann man da auch gleich neue Reifen aufziehen. Da der Verschleiss kein Thema ist (und auf ganz weichem Untergrund auch nicht so schlimm ist) kann da locker mit den von den Herstellern angegebenen 0.8-1.0 Bar gefahren werden - im Extrmfall kann man die Reifen ja auch mal umdrehen, damit die Sägezahnbildung nicht ganz so ausgeprägt wird. Mühsam werden mit den weichen Reifen die oft nötigen Asphalt-Verbindungsstrecken, aber das ist wieder ne andere Geschichte (mehr Druck hilft auch hier für eine merklich längere Haltedauer).
Ob dann nun ein S12 oder M12 oder Enduro Comp oder Heidenau oder was auch immer besse ist, ist wieder was anderes - auf speziellen Gebieten werden ganz spezielle Reifen immer Vorteile haben (nur: wer fährt denn schon eine ganze Woche nur extremen Schotter, oder ultraweiche Sandpiste?) Hier ist es also die Mischung welche passen muss - und je nach Wetter kann da der eine oder andere Reifen eban einen Tick besser haften und sich für den Untergrund einen Hauch besser eignen. Wenn mit einem der Reifen absolut kein Vorwärtskommen mehr möglich ist (nicht mal mit Extremdrücken von teilweise gegen 0.5 Bar), dann hilft in den wenigsten Fällen ein anderer Reifen weiter. Zudem ist es dann (im Schlamm sieht man das extrem) eine perfekte Fahrtechnik welche den grossen Unterschied ausmacht - und nicht die Reifenwahl oder der Reifendruck.
Marc
der lieber einen Reifen mit weniger Haftungsreserven, dafür längerer Lebensdauer hat (weil: was nützt mir ein Reifen der 2 Tage lang Megagripp produziert und den Rest des Urlaubs auf der Karkasse rumeiert oder man sich wegen zu wenig Druck einen Platten fährt?). Drum auch fast immer mit Drücken um 1.5 Bar unterwegs - auf Asphalt schon mal 2 und auf ganz weichem Untergrund dann gegen 1.0. Ne Handpumpe und ein Druckmesser im Rucksack ist halt schon was feines