Hallo noch mal
Alle ehelichen Verpflichtungen habe ich heute schon erfüllt, deshalb kann ich mich jetzt ganz der Forenarbeit widmen
Ich möchte noch mal auf die Funktion vom Air-Cut-Ventil zurückkommen. Da Kid hat's ja eigentlich schon beschrieben, das soll mich aber nicht davon abhalten nochmal meinen Senf dazu zu geben
Zuerst muß ich aber erklären, wie das
Leerlaufsystem beim Keihin FCR funktioniert – eine Mondrakete ist dagegen geradezu primitiv
Hier ist eine Prinzipskizze:
Im Leerlauf verschließt der Schieber das Venturirohr vom Vergaser fast völlig, nur dem kleinen Luftstrom #1 ist es erlaubt, den Schieber zu passieren.
Vor dem Venturirohr werden zwei kleine Luftströme (#2 und #3) abgezweigt und durch jeweils eine eigene Düse (= LLLD = Leerlaufluftdüse) reguliert. Der Luftstrom #3 passiert vor seiner LLLD zusätzlich das berühmte Air-Cut-Ventil. Im Leerlauf ist das Air-Cut-Ventil geöffnet und lässt den Luftstrom #3 passieren.
Hinter den beiden LLLDs werden die Luftströme 2 und 3 zusammengeführt und ergeben den Luftstrom #4.
Dieser Luftstrom #4 wird über die Leerlaufdüse mit Sprit aus der Schwimmerkammer vermischt. Das entstandene Gemenge aus Luft und Sprit habe ich mal als „Vorgemisch“ bezeichnet. Es handelt sich noch nicht um das (zündfähige) Leerlaufgemisch, das letztendlich in den Brennraum gelangt. Das Vorgemisch ist viel fetter.
(Die Amis bezeichnen dieses Vorgemisch als Emulsion, das ist technisch aber nicht korrekt, deshalb habe ich den hochwissenschaftlichen Begriff des „Vorgemischs“ erfunden
)
Das Vorgemisch passiert als nächstes die Gemischregulierschraube. Die Gemischregulierschraube bestimmt also, wie viel vom Vorgemisch in den Vergaser gelangt, um sich dort im nächsten Schritt mit dem Luftstrom #1 zu vermischen.
(Ganz genau: ein Teil des Vorgemischs wird über eine Bypassbohrung in den Vergaser geführt, ohne jemals die Gemischregulierschraube passiert zu haben)
Im letzten Schritt wird im Vergaser das Vorgemisch mit dem Luftstrom #1 vermischt und ergibt das Leerlaufgemisch, das als nächstes in den Brennraum gelangt.
So, jetzt wissen wir, wie das Leerlaufsystem vom Keihin FCR funktioniert. Jetzt zur
Funktion des Air-Cut-Ventils:
Nehmen wir an, wir rollern mit unserer DRZ mit eingelegtem Gang bergab, das Gas ist ganz geschlossen. Der Motor läuft jetzt im Schiebebetrieb und saugt am geschlossenen Schieber vorbei (Luftstrom #1) mehr Luft an, als gut für ihn ist. Die angesaugte Luft will ja schließlich mit Sprit versorgt werden und wo soll der herkommen? Das Hauptsystem gibt nix her, der Schieber ist ja geschlossen. Das Leerlaufsystem ist aber fest eingestellt und zwar auf die Leerlaufdrehzahl. Das Leerlaufsystem gibt nur genügend Sprit her, für die Luftmenge, die der Motor bei der Leerlaufdrehzahl ansaugt. Die Folge vom Spritmangel ist, dass der Motor zu mager läuft -> es knallt und patscht im Auspuff. Das Gemisch ist nämlich soweit abgemagert (lambda > 1,5), dass es nicht mehr zündfähig ist. Es wandert weitgehend unverbrannt durch den Zylinder und staut sich im Auspuff. Dort sammelt sich lokal soviel Sprit zusammen, so dass doch wieder ein zündfähiges Gemisch vorhanden ist, das sich auch prompt am heißen Auspuff entzündet und "explodiert". Die Folge ist u.a., dass beim Absorptionschalldämpfer die Dämmwolle verbrennt, beim Reflexionsdämpfer werden die Prallbleche extrem belastet. Das alles ist natürlich nicht schön.
Zum Glück gibt es ja noch das Air-Cut-Ventil, das schneidet nämlich im Schiebebetrieb dem Luftstrom #3 die Luft ab. Dadurch wird das Vorgemisch wesentlich fetter und so kann das Gesamtgemisch konstant gehalten werden – es magert im Schiebebetrieb nicht ab.
Ein geniales System, oder? Und das wollt ihr einfach so abbauen?! Schämt euch
Gruß
Theo