Hallo und frohes Neues!
Gerne teile ich den Mailverkehr von Anfang November 2024 zur neuen DR-Z mit euch:
Mail von mir:
Hi,
auf den ersten Blick finde ich das Teil ganz ansprechend - obwohl ich mich nicht an die winzige Linse des "Frontscheinwerfers" gewöhnen kann. Das sieht eher nach einem Straßenscheinwerfer aus als nach einem Licht fürs Endurofahren - aber gut, man kann sich Zusatz-LED-Lampen dranschrauben - wieder ein paar Kilogramm Zusatzgewicht plus zusätzlichem Schalter und Absicherung.
Über die Absicherung der neuen DR-Z schreiben sie nichts. Die alte DR-Z hatte eine einzige 20A Sicherung - sicher keine allzugute Lösung, weil bei irgendeinem x-beliebigen Elektrikdefekt nicht herauszukriegen ist, in welchem Leitungsstrang oder Stromkreis man suchen soll. Die neue DR-Z muss mehrere Sicherungen haben, um die ganzen Steuergeräte und Regelkreise abzusichern.
Auch wäre interessant, ob Suzuki wieder einen Ruckdämpfer in die Hinterradnabe eingebaut hat. Den könnte ich bei der DR-Z gut brauchen, die DR350 hatte einen!
Das Teil ist weder Enduro noch Reisemaschine / Straßenmoped. Es ist ein Zwitter, der auf Grund seiner Eigenarten beides nicht kann. Evtl. soll das Teil nur Käufer der A2-Klasse ansprechen?
Ich bin wirklich auf den Preis gespannt!
Am 05.11.2024 um 23:28 schrieb X. XXXX:
Ich denke da immer wieder an den Schlusskommentar der MOTORRAD als die einen Vergleichstest Yamaha XT 500 vs. Honda XL 600 gemacht haben - beide Motorräder sind mit ca. 135 kg für eine Enduro viel zu schwer und für den Geländeeinsatz ungeeignet, heute sind ü150 kg angeblich leicht und handlich.
Als ich gelesen habe, dass eine neue DRZ kommt, habe ich sofort überlegt ob ich noch schnell meine Zetten für gutes Geld verkaufen soll, nachdem ich den Artikel ganz gelesen hatte war mir klar, dass die alten Moppeds bleiben und ihre Fangemeinde behalten werden.
Am 05.11.24, 20:25 schrieb
XXX@XXXX.XX:
Knacker,
danke für den hervorragenden Bericht. Für mich liegt das Komplettversagen an aller erster Stelle beim unfassbar schweren Gewicht. Von der gesamten Mache her ja eher so ne typische "0815-Reiseenduro", totaler gruseliger Standard. Mit ENDURO und OFFROAD hat das nichts zu tun. Und aufn Schotterfeldweg würde ich mit sowas auch nicht fahren (wolle).
Schrecklich.
BR X
Am 5. November 2024 17:27:15 MEZ schrieb Knacker:
Hi,
zuerst dachte ich "geil!", endlich die lang ersehnte logische Fortsetzung der DR-Z 400 Erfolgsgeschichte. Evtl. will ich so eine haben. : )
Aber nach kurzem Nachdenken war klar, dass das schon alleine aus umweltrechtlichen Auflagen niemals ein würdiger Ersatz für die gute alte 400er S oder E oder gar Y werden kann und darf!
Euro 5+ erfordert neben der elektronischen Einspritzung zwingend ein elektronisches Motormanagement, Lamda-Sonde, einen Katalysator (hier sind es sogar zwei). Auch ABS dürfte Vorschrift sein. Logisch dann auch Drive-by-wire. Die eh notwendige Elektronik ermöglicht abschaltbare Gimmicks wie unterschiedliche "Leistungsmodi", die bei der aktuellen BMW R1000S mit knapp 300 PS Sinn ergeben. Aber bei der DR-Z? Kann ich die eh schon mageren knapp 40 PS dann auf 20 PS runterregeln? Muarharhar, das gefällt mir.
Erstes Fazit: Die Karre ist vollgestopft bis unter den Rand mit unnötiger Elektronik! Das wird bei der verwendeten Billigstkabelqualität bei gebrauchten DR-Z 4 ganz sicher zu Problemen führen. Wie langlebig und problemlos die zwingend nötige Einspritzung samt Steuergerät sein werden, kann man auch fragen.
Schon die DR-Z 400 S ist extrem verbaut und sehr schrauberunfreundich! Eine Einstellung des Federbeins ist in eingebautem Zustand praktisch nicht durchführbar. Wie wird das erst beim neuen Modell sein? Was taugt die Upside-Down-Gabel? Bei der alten DR-Z sind die Federelemente vorne und hinten von Showa und hatten beste Qualität. Wie gut sind die Kayaba-Teile? Zwar ist auch Kayaba ein japanischer Hersteller, aber die Firmenentwicklung von Showa (zu dem Konzern gehören auch Keihin und Nissin) war eng mit Honda verbunden, das spricht für langjährige Qualität.
Um das Gewicht, das ja jetzt schon mindestens 10 kg über der alten DR-Z liegt, nicht noch weiter anheben zu müssen, hat man das Tankvolumen um 1,5 Liter verringert, damit also die Reichweite deutlich verringert. Evtl. läuft der Motor Dank der neuen Doppelzündung (= doppelte Wartungskosten, doppeltes Ausfallrisiko) und der Einspritzung etwas sparsamer (an die angegebenen 3,5 Liter glaubt sicher keiner!), aber er ist halt vollgestopft mit Sensoren und teuer auszutauschendem "Mist mit nem Kabel dran". Fahr dir mal den Auspuff bei einem Sturz kaputt, der kostet richtig mit seinen beiden Kats und der Lamda-Sonde.
Suzuki prahlt mit Leichtbau. Das ist eine Frechheit bei 150 kg für eine 40 PS Enduro! Viele andere Hersteller in diesem Segment haben Alurahmen etc..
Die Plastikteile sind "moderner" gestaltet, haben also mehr Ecken, Kanten, Rippen, Sicken ..., sind also kaum mehr so einfach zu reinigen wie die glattflächigen Teile der DR-Z 400.
Der Tacho wurde um den ganzen Elektromüll erweitert, die Lenkergriffeinheiten natürlich auch um etliche Schalter. Aber der gerade für Roadbooktouren oder auch Überwachung des Benzinvorrats bei längeren Touren (Gesamt- und Einzelkilometer zwischen Tankstops z.B.) sehr geniale Doppel-Tacho (Rallye-Tacho) ist verschwunden. Toller Fortschritt!
Auf den ersten Blick dachte ich, nachdem ich die seitlich links aus dem Motor ragende Zündkerze gesehen hatte, dass das mal ein Fortschritt bei der Wartung ist, da man an die Kerze und das Zündkabel samt Kerzenstecker einfacher rankommt - natürlich nur, wenn die bisher verwendete und extrem schlecht zugängliche Zentralzündkerze wegfällt! Dann muss ich lesen, dass es eine zusätzliche Kerze ist, also die Wartung und die Fehlersuche doppelt so aufwändig sein werden. Wofür brauche ich bei so einem Mofamotor 2 Zündkerzen? Achso, ist der Norm (Euro 5+) geschuldet, da man damit das Abgas ein paar Nanogramm "umweltfreundlicher" machen kann und den theoretischen Verbrauch minimal senken kann, da sich die Zylinderfüllung ein paar tausendstel Sekunden schneller vollständig entzündet hat. Das kann man auch zur "Leistungssteigerung" nutzen, da sich der volle Verbrennungsdruck etwas schneller aufbaut. Alles völlig irrelevant bei dem Hubraum und der bescheidenen Leistung! Ist nur EU-Gängelei!
Gesamtfazit: Netter Versuch, aber NÖ!
Und der Preis wird vorsorglich erst garnicht angegeben. Hihi, bin gespannt. Tippe auf knapp unter 10.000 Euro.
VG
Knacker
Noch eine Anmerkung zur elektronischen Einspritzung und der Hoffnung, dass damit im Gebirge (die Rede war von 3.000 bis 5.000 m Höhe) die volle Leistung zur Verfügung stehen sollte: Wie bereits von anderen Foren-Mitgliedern beschrieben, wird nicht die volle Leistung erreicht, aber die Elektronik sorgt für eine der Höhe angepasste Verbrennung, da die Benzinmenge vom Steuergerät der elektronischen Einspritzung automatisch der zur Verfügung stehenden Luftmenge (im Gebirge niedrigerer Luftdruck) angepasst wird.
Das kann man aber für ein paar Cent auch bei unseren guten alten DR-Z 400 haben:
Eigenbau-Regulierschraube (oder alternativ Internet-Kaufteil) statt der original nur schwer zugänglichen Gemisch-Regulierschraube. So kann man ganz bequem die Kraftstoffaufbereitung der jeweiligen Höhe und sogar dem Zustand der Ansaugluft (kalt, warm, feucht, trocken) anpassen:
VG
Knacker