Ich möchte es euch nicht vorenthalten........(teilweise ziemlich nett zu lesen)
---------------------------------------------
Aus dem Tourbikerforum
---------------------------------------------
Technik: Einen neuen Motor einfahren
Da sich KoflAIR intensiv mit der Behandlung eines neuen Motors
beschäftigt hat, wollen in diesem Artikel seine Conclusios mitgeteilt
werden. Der größte Teil der hier dargebotenen Theorie stammt von
MotoMan's amerikanischer Tuningpage Mototuneusa.com. In diesem Artikel
wird mit einigen Mythen des Einfahrens aufgeräumt. Es ist relativ
erstaunlich, was hier zu lesen steht, andererseits jedoch sehr logisch,
und empirisch belegt.
Einen neuen Motor einfahren
Der neue Motor sollte erst dann zum ersten Mal gestartet werden, wenn
der Fahrer bereit ist, das Gerät anzuwärmen, um im Anschluss den
Einfahrvorgang in einem Zug durchzuziehen. Keine Angst, dauert nicht
lang. Nach 70km sollte der Motor praktisch fertig eingefahren sein!
Zuvor sollte jedoch sichergestellt sein, dass in den Motor ein simples
mineralisches Öl eingefüllt ist, und kein vollsynthetisches Superöl.
Das Öl darf während des Einfahrvorgangs nämlich nicht perfekt
schmieren, es will ja ein wenig gehobelt werden! Ein Billig Öl 10W 40
auf Mineralbasisfür 5 EUR pro Liter sollte reichen, vor allem wird
dieses Öl nicht lange im Motor verbleiben...
Motor warmfahren
Das Wichtigste gleich zu Beginn: Ein Motor sollte IMMER warmgefahren
werden, bevor er belastet wird. Die meisten bleibenden Schäden
entstehen, wenn ein Motor noch zu kalt ist. Da stimmen die Maße im
Motor noch nicht, und das Öl schmiert noch nicht gscheit weil's noch
kalt ist. Warmfahren sollte am besten mit niedrigsten Drehzahlen und
wenig Gas erfolgen, dabei kann nicht viel passieren. Vorteilhaft ists
dabei, wenn nicht gerade polarähnliche Temperaturen herrschen und der
Anwärmvorgang rasch erfolgen kann.
Das Lastwechselverfahren
Das grundlegende Prinzip beim von MotoMan empfohlenen Einfahrvorgang
ist es, Last auf die Kolben zu bringen, damit die noch ganz frischen
Kolbenringe, die im neuen Motor erst Teile der Zylinderwand satt
berühren, durch den Druck der Verbrennung an die Zylinderwände gepresst
werden, und sich dabei passgenau mit der Zylinderwand verschleifen.
Dazu muss im Brennraum Last hergestellt werden. Die L-förmig
kontruierten Kolbenringe werden durch den Druck förmlich an die
Zylinderwand gepresst, und korrekt verschliffen.
Nach den Lastphasen soll jeweils ein Ausrollvorgang erfolgen, bei dem
der Gasgriff geschlossen wird, der Motor jedoch eingekuppelt bleibt.
Durch diesen Motorbremsvorgang (ohne dass zusätzliche Bremsen benutzt
werden!), entsteht ein Unterdruck im Brennraum. Bei der Abwärtsbewegung
des Kolbens wird dabei jedesmal Öl aus dem Kurbelgehäuse entlang der
Zylinderwand hochgesaugt. Dieses Öl schmiert nach, und das Öl
"schwemmt" auch die mikrofeinen Metallpartikel in den Zylinder hoch,
die beim einschleifen entstehen. Von hier aus werden sie in Folge mit
den Abgasen ausgepufft.
Einfahrphase 1
In der ersten Phase, die etwa 10 bis 15km dauert, sollte der Motor in
oben beschriebenen Lastwechselverfahren mit 60% Gas durch die Gänge 2,
3, 4 beschleunigt werden, und die Motordrehzahl soll sich dabei im
Bereich 40-70% der Nenndrehzahl bewegen. Nach erreichen der 70% im
vierten Gang den Gasgriff schließen und den Motor abbremsen lassen.
Dieser Abbremsvorgang ist wichtig und gehört zum Einfahrvorgang. Auch
das leichte Auskühlen der Kolbenringe in dieser Phase ist Teil des
Programms!
Prozentrechnung: Beginnt beim Motor der rote Bereich zB bei 11.000
U/min, wäre dieser laut 40%-70% Anweisung im Bereich 4.400 - 7.700
U/min zu bewegen. Um die Gasgriffstellung 60% zu kennen, sollte diese
Position schon vor dem Start am Griff markiert werden! Wink
Einfahrphase 2
Wir befinden uns nach Abschluss der Phase 1 in etwa bei Kilometerstand
25. Bis Kilometer 70 wird nun mit 80% Gas operiert, und die Drehzahl
sollte sich dabei im freudigen Bereich zwischen 30% und 80% der
Nenndrehzahl bewegen! Sollten 80% Drehzahl im Vierten Gang jenseits
aller Limits sein, können auch die Gänge 1-3 statt 2-4 verwendet
werden.
Rechnung: 30% Drehzahl bei einem Motor, dessen Nenndrehzahl nun 600er
mäßige 14.000 U/min betrüge, wären 4.200 U/min. 80% von 14.000 sind
satte 11.200 U/min.
Also. Zum Beispiel. Zweiter Gang, 30% Drehzahl, also 4200 U/min. 80%
Gas geben, bei 7000 in den 3. Gang schalten, und bei 9000 auf den
Vierten Gang. Bei Erreichen von 11.200 U/min komplett vom Gas weg und
das Motorrad ausrollen lassen, runter bis 3000 U/min. Zweimal
zurückschalten, 4200 U/min einpendeln, und erneut hochbeschleunigen.
In den beiden unteren Gängen darf gegen Ende dieser Phase ruhig auch
kurzes Vollgas gegeben werden, aber wirklich nur kurz! Wichtig ist es,
die Ausrollphasen korrekt einzuhalten, damit sich die Kolbenringe von
der Last wieder erholen können, und frisches Öl in die Honriefen der
Zylinderwände gesaugt werden kann!
Ölwechsel nach 70km
Jetzt, bei Kilometerstand ca. 70, sollte das noch heiße oder zumindest
deutlich warme Öl komplett inklusive Filter gewechselt werden. In
diesem Öl sind nun aufgrund der "Hobelarbeiten" im Motor massig
Metallpartikel enthalten, die sich nun eigentlich in den Ölleitungen
des Motors festsetzen würden. Die gröberen Metallspäne wurden nämlich
in den Zahnrädern des Getriebes zu feinen Metallpartikeln zerpresst,
die nun für einen wahren Metalliceffekt im Öl sorgen.
Diese Schwebeteilchen haben das Bedürfnis, sich an die Wände der
Ölleitungen anzulegen, von wo sie nach erkalten des Öls nicht mehr
weggeschwemmt werden können, sie bleiben für die gesamte Lebensdauer
des Motors dort haften. Damit verringern sie den Durchmesser der
Ölleitung, sorgen in Folge für erhöhten Pumpaufwand, und verringern die
Schmierung, aber auch die Leistung des Motors, wenngleich nur
geringfügig. Aber es geht uns doch ums letzte PS, nicht wahr? Wink
Damit sich die Metallpartikel daher nicht festsetzen können, lassen wir
umgehend sämtliches Öl des Motors ab und entfernen auch den Ölfilter.
Die zweite Ölfüllung sollte auch wieder aus einem mineralischen Öl
bestehen. Denn auch in den nächsten 200km wird noch deutlich gehobelt!
Einfahrphase 3
Bis Kilometerstand 250 sollte der Motor nun weiterhin jeweils nach
einer sorgfältigen Anwärmphase, im oben beschriebenen
Lastwechselbetrieb mit relativ viel Gas betrieben werden. Die
Kolbenringe sind nun zwar bereits schon zum größten Teil perfekt auf
die Zylinderwände eingeschliffen, der Vorgang ist jedoch noch nicht
abgeschlossen. Der Motor sollte immer wieder in den unteren Gängen mit
80-100% Gas im Drehzahlbereich 40-90% hochgedreht werden. Auf die
Motorbremsphasen sollte nicht vergessen werden. Und, der Motor sollte
noch nicht auf Nenndrehzahl hochgedreht werden.
Ölwechsel bei 250km
Wer es sehr genau nimmt, der sollte im Bereich um die 250km nochmals
das Öl wechseln. Dieser Ölwechsel ist jedoch optional. Falls
durchgeführt, weiterhin ein relativ billiges mineralisches Öl
einfüllen. Es wird nach wie vor gehobelt.
Bis Kilometer 1000
Bis zum 1000er Service sollte der Motor weiterhin hart hergenommen
werden. Nie auf sorgfältiges warmfahren verzichten! Bei warmem Motor
den "Blumenpflückmodus" tunlichst meiden. Ausfahrten durch elends lange
Ortsgebiete sind in dieser Phase nach wie vor nicht empfehlenswert. Und
Achtung auf hinterherfahrende Fahrzeuge, die aufgrund der ständigen
Tempowechsel leicht irritiert reagieren könnten. In dieser Phase würde
sich ein Tag am Ring anbieten.
Nach dem 1000er Service
Im Grunde genommen ist der Motor jetzt schon fertig. Dennoch laufen nun
noch einige Vorgänge ab, im Zuge welcher der Motor erst seinen
endgültigen leichten Lauf bekommt. Dabei werden nach wie vor
Metallflächen behobelt. Das Öl des 1000er Service sollte daher nach wie
vor kein vollsynthetisches sein, sondern bestenfalls teilsynthetisch.
Der Motor kann nun eigentlich schon voll belastet werden, wenngleich
Dauervollgasphasen noch gemieden werden sollten. Wiegleich auch
Dauerstau im Bummeltempo dem Motor nicht zuträglich ist für seine
endgültige Leistungsfähigkeit.
Vollsynthetisches Öl ab 3500km
Erst ab Kilometerstand 3500 ist der Einfahrvorgang im Motor völlig
abgeschlossen. Ab diesem Moment ändert sich praktisch nichts mehr.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo auch ein vollsynthetisches Öl mit
all seinen Gleitadditiven eingefüllt werden kann. Damit komplettiert
man sein Paket eines leistungsfähigen Motors mit perfekt dichtenden
Kolbenringen, und damit mit geringstmöglichem Ölverbrauch und
höchstmöglicher Lebensdauer des Aggregats.
Problemzone Geschwindigkeit
Das beschriebene Einfahrverfahren erfordert immer wiederkehrende
Tempowechsel und relativ hohe Fahrgeschwindigkeiten. Eine 1000er geht
im 4. Gang mit 80% Nenndrehzahl locker 200 km/h schnell. Hier wären
daher die Gänge 1 - 3 zu verwenden, doch auch die dritte geht mit 80%
Nenndrehzahl um die 180 km/h, was deutlich über dem erlaubten Limit auf
österreichischen Straßen liegt. Wo fährt man seinen Motor daher
günstigerweise ein?
Eine Möglichkeit ist eine freie Autobahn. Sonntags um 6 Uhr früh sollte
die Verkehrsdichte entsprechende Fahrten ermöglichen, natürlich nur auf
deutschen Autobahnen Wink
Eine weitere Möglichkeit wäre auf einer abgeschlossenen Rennstrecke. Im
Zuge des Vormittagstrainings in einer langsameren Gruppe lässt sich ein
Motor eigentlich sehr gut einfahren. Die ständigen Beschleunigungs- und
Abbremsmanöver auf einer Rennstrecke passen eigentlich ideal zu
MotoMan's Einfahrmethode. Besonders in den Phasen 2 und 3 ist ein
Rennstreckentraining das ideale Umfeld für sinnvolles einfahren.
Eine weitere Möglichkeit ist es, seinen Motor auf einem
Leistungsprüfstand einzufahren. Hierbei ist auf ausreichende Kühlung
des Motors zu achten. Etwas üppiger dimensionierte Gebläse sollten
imstande sein, den thermischen Haushalt des Motors unter Kontrolle zu
halten. Im Falle von drohender Überhitzung den Motor unbedingt 15-20
Minuten abstellen und ein wenig auskühlen lassen.
Wissen: Das Honmuster im Zylinder
Bei der Produktion wird die Innenseite eines Zylinders sehr genau mit
einem Honwerkzeug geschliffen. Ein Kolben wird dabei sowohl nach
vorne/hinten bewegt, als auch dabei gedreht. An den Zylinderwänden
entsteht dabei ein sich schräg kreuzendes Honmuster. In den Rillen
dieses Muster bleibt das Motoröl hängen und sorgt für die Schmierung
des im Zylinder gleitenden Kolbens.
Dieses öltragende Honmuster sollte während der gesamten Lebensdauer des
Motor aufrechterhalten bleiben! Befinden sich hier glattpolierte
Stellen, dann kann hier auch kein Öl getragen werden, es kommt zu
übermäßiger Erhitzung, und kann letztlich sogar zu einem Kolbenfresser
führen. Die Zylinderwand wird poliert, wenn der Motor übervorsichtig
mit sehr wenig Brennraumdruck eingefahren wird!
Erfahrungsberichte
In einem Forum berichtete ein GSX-R1000 Fahrer, dass sein nach dieser
Methode eingefahrenes Motorrad um 9 PS mehr hatte, als ein nach
Handburchvorschrift eingefahrenes Motorrad gleichen Produktionsmonats
(!!). 9 PS ist nicht wenig! Die 9 PS sind zudem proportional über das
gesamte Drehzahlband zu sehen, das heißt der gut eingefahrene Motor
produziert ganz einfach mehr Drehmoment, durch optimale Abdichtung und
perfekte Gleiteigenschaften der Kolbenringe im Zylinder.
Müssen Lager eingefahren werden?
Nein, Lager brauchen nicht eingefahren werden, diese laufen (vor allem
heutzutage) kontaktfrei. Stets am Ölfilm dahin. Alte Weisheiten von den
mikrosopischen Gebirgen auf den sogenannten glatten Metallflächen sind
heutzutage hinfällig. Die Fertigungsmaschinen bauen Metallflächen
mittlerweile mit sehr geringen Toleranzabweichungen, hier gibt es
nichts mehr zu schleifen.
Und die Einfahrvorschriften der Hersteller?
Die Einfahrvorschriften der Hersteller wonach, die Drehzahl pro 100km
um 100 U/min gesteigert werden darf oder so ähnlich, sind aus
unerklärlichen Gründen quer durch die Bank großer Mist. Einfahren nach
der MotoMan Methode macht außerdem viel mehr Spaß als: Bis 300km 4000
U/min, bis 500km 5000 U/min, bis 700km 6000 U/min, ...
Ungünstige Momente vermeiden
Ungünstige Momente beim Einfahren sind städtischer Stop & Go Verkehr
mit roten Ampeln und 30 km/h Zonen, ewig lange 50km/h Ortsgebiete,
Zweipersonenbetrieb steil aufwärts (gilt nur bedingt für großvolumige
Motoren). Der Motor soll mit Druck zügig hochdrehen können, aber nicht
zu zügig. Würgereien mit dem 6. Gang sollten vermieden werden. Wichtig
ist der Einsatz der Motorbremse beim langsamerwerden, nicht auskuppeln
und Motor auf Standgasdrehzahl bummeln lassen.
Neue Motoren im Werk
Nach dem Zusammenbauen bekommen Großserienmotoren im Werk üblicherweise
einmal ein ganz festes Vollgas von 15 Sekunden. Hier wird geprüft, ob
der Motor prinzipiell funktioniert. Dieses Vollgas startet auch
gleichzeitig den Einfahrvorgang. Großserienmotoren werden NICHT am
Prüfstand eingefahren, wie zeitweise angenommen wurde. Das würde viel
zu viel Zeit und Sprit kosten... Wink
Wirklich teure Motoren hingegen werden mit einem Lastwechselprogramm,
das vergleichbar ist mit MotoMans Methode, eingefahren und gemessen.
Auch Formel I Motoren werden dieserart eingefahren. So, und nun gibts
wohl wieder mal viel Glauben vs. Wissen zu bewerten? Wink
--------------------------------
P.S. Dieser Aufsatz stammt NICHT von mir, ich hab ihn nur hier eingestellt.
MfG
Skull
|