Moin XDevil,
Zitat:
folge: motor ist heiß, kühlwasser auch, aber das öl bleibt noch kalt.
Gut erkannt.
Die Kühlwassertemperatur (gemessen vor dem Kühler) sagt hauptsächlich was über die Temperatur um den Zylinder aus. Mit Hilfe der Öltemperatur lässt sich dagegen die Temperatur des gesamten Motors ermitteln.
Warum ist die Wassertemperatur so wichtig?
Klar, zum einen will man nicht, dass die Karre überkocht. Andererseits ist die Wassertemperatur nur ein Hilfsmittel, um die Temperatur der Paarung Zylinder/Kolben im Auge zu behalten. Der Kolben ist durch die Verbrennung einer hohen thermischen Belastung ausgesetzt. Diese Wärme muß er irgendwohin abführen. Dafür gibts aber nicht sonderlich viele Möglichkeiten: erstens kann die Wärme über die Seitenflächen vom Kolben an den Zylinder abgegeben werden und zweitens kann man den Kolbenboden mit Öl bespritzen und dadurch ein bisserl abkühlen.
Ein moderner Motorrad-Kolben muß aber leicht sein, weil das ja alles Masse ist, die beschleunigt werden muß. Deswegen baut man die Kolben im Vergleich zu früher sehr viel flacher, mit der Folge, dass die Wärmeabgabe an den Zylinder schwieriger wird, weil weniger Oberfläche (an den Seiten) für den Wärmetransport zur Verfügung steht
Das ist besonders beim Kaltstart ein Problem. Der Zylinder ist ja wassergekühlt. Wasser hat eine unglaublich hohe spezifische Wärmekapazität (reines Wasser: 4,183 Kilojoule pro Kilogramm und Kelvin), kann also viel Wärmeenergie aufnehmen, ohne dass gleich die Temperatur nach oben schießt. Mit anderen Worten: der Zylinder braucht nach dem Kaltstart lange, um warm zu werden. Der Kolben der DRZ ist aus geschmiedeten Alu. Alu hat eine sehr geringe spez. Wärmekapazität von 0,9 KJ/(Kg*K), d.h. der Kolben erwärmt sich sehr viel schneller als der Zylinder. Erwärmen heißt gleichzeitig auch, dass sich der Kolben ausdehnt und zwar schneller als der Zylinder. Das kann dazu führen, dass es dem Kolben zu eng wird. Gleichzeitig ist das Öl noch furchtbar kalt und deshalb kann es zu einem Abreissen des Schmierfilms kommen mit entsprechendem Verschleiß. Das muß nicht sofort zu einem Kolbenfresser führen, jedenfalls nicht beim ersten mal
Um also dafür zu sorgen, das der Zylinder Bei der Wärmeasudehnung mit dem Kolben Schritt halten kann, gibt es in den meisten Motoren einen großen und einen kleinen Wasserkreislauf, wie Johnny schon schrub.
Die Wassertemperatur ist also hauptsächlich wichtig, um die Temperatur der Paarung Zylinder/Kolben zu kennen. Ist das Kühlwasser warm, ist auch der Zylinder warm und dann ist das Spiel zwischen Zylinder und Kolben in Ordnung. Das ist aber nur die halbe Miete
Weil die Wassertemperatur sagt ja noch nichts über die Temperatur vom restlichen Motor. Die kann man aber über die Öltemperatur sehr gut messen. Bei meiner KTM LC4 ist es bei momentanen Temperaturen z.B. so, dass das Kühlwasser nach 2-3km 80 Grad hat, das Öl in dem Moment aber maximal 30-40 Grad, also noch viel zu kalt um wirklich am Kabel zu ziehen. Problematisch ist, dass die LC4 im Cockpit nur eine Wassertemperaturanzeige hat. Der gemeine KTM-Fahrer (hauptsächlich die SM-Fahrer

) reißt ab 4 Balken Wassertemperaturanzeige (=80 Grad) wie blöd am Kabel, weil "De Modor is ja jetzt waam!" Richtig am Kabel gezogen werden darf aber erst ab einer Öltemperatur von ebenfalls 80 Grad, weil dann der gesamte Motor warm ist und neben der Paarung Zylinder/Kolben jetzt auch alle anderen Paarungen (z.B. die Lager von der Kurbelwelle) das richtige Spiel haben, und das Öl die richtige Schmiertemperatur hat.
Fazit:
Um so "sportlicher" ein Motor konstruiert ist, um so wichtiger ist vorsichtiges Warmfahren (z.B. wegen ultraflachem Alu Kolben). KTM-Sommer sagt, dass sich 90% der Motorschäden an den LC4 Motoren auf falsches bzw. nicht vorhandenes Warmfahren zurückführen lassen.
Gruß
Theo