Hi Leute
Wie nach jeder Rallye gibt es natürlich auch jetzt wieder bisschen was zu berichten, will Euch meine Erfahrungen nicht vorenthalten. Ganz am Anfang: die Orga war wieder Spitze, die Strecken dieses Jahr auch für Amateure etwas anstrengender (länger, noch steiniger und teilweise sehr weiche Dünenpassagen, der Höhepunkt war ein Weichsand-Dünenfeld wo ich doch glatt eine Stunde auf meinen Lc4-Fahrenden Mitfahrer verloren habe - Kickstarter kann manchmal ein höllisches Teil sein, allerdings wurde die Etappe auch mit Faktur 3 Berechnet, also 20 Minuten reeller Verlust).
Amüsantes zum Anfang: hatte leider keine Zeit am ersten Tag den Luftdruck zu messen und nach der Etappe in Spanien (nur zum eingewöhnen, keine Wertung) mal den Luftdruck geprüft weil mir die Karre im Schotter immer wieder weggerutscht ist (hatte das Gefühl zu viel Druck im Reifen zu haben). Resultat: 0.6 Bar vorne und 0.5 Bar hinten. Wie man sich doch optisch von einem 3 Jahre alten Desert täuschen lassen kann (das Ding ist selbst ohne Luft steinhart).
Und hier der Bericht (aus dem WR-Forum übernommen):
Tja, so kann es eben gehen. Da will man locker seinen 3. Platz heimfahren - die Africa Twin (umgebaute Marathon-Ausführung, unglaublich wie der Fahrer das Teil durch die Passagen geprügelt hat) ist ja in der 2-Zylinder Wertung gefahren, drum noch einen Platz aufs Gesamtresultat zu meinen Gunsten (rund 1 Stunde Rückstand zum 2. und 1.5 Stunden Vorsprung zum nächsten Platz - da hätte man schon fast schieben können) - und dann so ein Schwachsinn.
Der Abgang war eigentlich ganz banal. Eine SEHR steinige Piste (teilweise war im Schotter der Hinterreifen nicht mehr zu sehen) welche bisschen Berg- und Talfahrt macht, also immer schön beschleunigen und auf den nächsten Hügel rollen lassen, dort sehen was rum liegt - und mit Gas in die nächte Senke runter. Um keinesfalls einen Platten zu riskieren (am ersten Tag schon 10 Minuten Strafzeit wegen Überschreitung der Zeiten auf der Verbindungsetappe da zwei Nägel meinen schweizer Mitfahrer mit seiner Lc4 lahmgelegt hatten) 1.8 Bar reingepumpt, was bei der auf der Etappe beretis recht leergefahrenen Karre für einen fürchterlichen Eiertanz sorgte. Und dann ganz einfach zu früh ans Gas (noch im tiefen Schotter), die Karre bricht nach rechts aus (beinahe 90°). Cool das linke Bein an den Boden um Slide-mässig die Maschine abzufangen und vom Gas. Und was passiert: Nein, nicht wie üblich Stabilisierung der Maschine und gerade aus laufen lassen, sondern wegen Entlastung des Hecks ein Bocksprung um beinahe 180° auf die linke Seite - und da war das Bein doch glatt im Weg. Also mit Schwung voll die Rahmenunterzüge abbekommen (vermutlich hat die Fussraste dafür gesorgt, dass man garantiert nicht mehr weggekommen ist). Da hat doch gleich mal das Wadenbein Knacks gemacht, mit somit kurz runterhängendem Fuss am Boden an einem Stein angehängt - und schon macht das Teil doch glatt ne 90% Wende zur Seite. Ärtze bezeichnen das Ergebnis als Spiralbruch - und optisch sieht so ein drittes Gelenk am Unterschenkel in erster Sekunde irgendwie schon komisch aus. In zweiter spürt man dann leider schnell, dass da irgendwas nicht mehr ganz dem ursprünglichen Bauplan enstricht - das tut dann höllisch weh. Ganz nebenbei: gemäss GPS Auswertung war die letzte gemessene Geschwindigkeit rund 98 Km/h, da nur alle 50 Meter gemessen wird, dürfte es beim Abgang einiges weniger gewesen sein (schätzungsweise rund 60 Km/h)
Der Stiefel (neuer Tech 8 ) hat immerhin von einem offenen Bruch abgehalten, die Knie haben nichts abbekommen - nur der Schlag von Fussraste und Rahmenunterzug ist eben nicht spurlos vorbeigezogen und haben das Wadenbein auf Fussrastenhöhe gleich nochmal gebrochen (doppelter Bruch des Wadenbeins mit Ausbruch eines Spickels und Bruch des Schirmbeines rund 2 Zentimeter über dem Sprunggelenk was dazu führt das man nicht wie üblich einen Nagel verpasst bekommt, sondern Fischer-Technik-mässig Platten eingebaut werden - 15 Schrauben halten das Bein nun halbwegs zusammen).
Tja, nun ist erst mal Pause angesagt (Mist, wollte doch endlich wieder bisschen Golf spielen gehen und endlich meine für Touren gerade zugelegte African-Twin mal fahren).
Kurz die Infos zu den getesteten Materialien bzw. zur Ausrüstung:
TT-RB ausgestiegen (wie rund 50% aller anderen TT-RB's auch). Die neuste Version soll mit Zahnrädern aus Metall angeboten werden - Rallye-Profis wissen wieso sie sich mit MD-Haltern ausrüsten...
TT-IMO 100-R50 Rallye: die 5-Punkt Fernbedienung war am ersten Tag schon Schrott (Hauptsicherung war vergammelt, da keine übliche Stecksicherung sondern eine Zylindrische wie bei alten Autos, viel Sucherei angesagt - Danke an Michael das er mir so ein Teil organisieren konnte). Sand und Staub haben das Teil ab den 4. Tag komplet lahmgelegt, ab dem 5. war auch die Anzeige des IMO hinüber (zeigte bei gleicher Geschwindigkeit zwischen 0 und 800 Km/h an). FB ist ein bekanntes Problem im Sand (da hilft auch die sündhaft teure Rallyeversion nicht weiter, irgendwann kommt der Sandstaub einfach zwischen die Tasten und verklemmt - schwacher Trost, dass das Frästeil jetzt 4 Jahre gehalten hat), der Rest im Moment noch unerklärlich (vermutlich ein Problem mit dem Magneten/Abnehmer oder ein Kabelbruch - wird einiges an Sucherei geben um den Fehler zu finden).
Nackenschutz (EVS II): Im Normaleinsatz absolut problemlos und von diversen Fahrern eingesetzt. Im Sand leider nicht handelbar mit meinem Shoei-Offroadhelm. Der Helm ist hinten zu tief geschnitten, das heisst das bei jeder Düne wo man unten zum nächsten Kamm blickt der Helm auf die Nase geschoben wird (hat sogar die Nase aufgerissen wegen optischer Brille). Für Schotterfahrten sicher ein guter Schutz gegen Nacken-Verletzungen, ansonsten ist dringend ein Test mit eigenem Helm angesagt.
Acerbis Impact 05 Klamotten: nichts zu bemängeln. Mit/ohne Ärmel, in kühler Morgenluft oder quer durch die Dünen immer problemlos. Ärgerlich: die Geldbeutel-Tasche ist viel zu klein (aber tief), eignet sich höchstens als Handy-Tasche. Wie bei vielen Jacken auch hier kein Durchgang von der Rückentasche für einen Trinkschlauch - kann mittels einem Messer problemlos geändert werden. Allerdings ist die Verlegung des Schlauches nicht optimal, spricht alles dafür die Jacke über einen Camel-Bag-Rucksack zu tragen. Ich hatte in der Jacken-Rückentasche nur das Notwasser für die Dünentage, der Rest war im Camelbag im Rucksack (wie auch immer eine zusätzliche Wasserflasche - ich hab nun mal nicht gerne Durst).
Die Hosen sind leider etwas zu schmal geschnitten. Meine (voluminösen, aber mehrfach getesteten) Thor Force waren nur mit viel Mühe da reinzuquetschen. Belüftung, Schutz und Passform gehen allerdings in Ordnung. Noch besser (geradezu gigantisch!) waren die Alpinestars Techstar Hosen (auch Modell 05, hab ich gerade noch rechtzeitig vor der Rallye erhalten). Perfekter Schnitt, super Belüftung, endlich mal wirklich Platz für die Knieschoner und super Materialien. Zudem als Sonderangebot im Ausverkauf bei
http://www.mlol.de für knapp 100 Euro zu haben.
5. Diverses: Tech 8: sind halt schwere Cross-Stiefel. Für meine Kickstart-Maschine etwas schwer geraten, vor allem im Sand hätte ich die Tech 6 bevorzugt. Allerdings nie Fuss-Brennen und weniger Sand drin als beim günstigeren Modell - trotz Belüfung (hab halt die weissen). Vom Schutz her sicher sehr gut und bequem, für den Reiseeinsatz IMHO zu schwer geraten. Handschuhe Acerbis mit Karbon-Verstärkung: wird immer mehr gefahren und sind in jeder Hinsicht empfehlenswert. Shoei Offroadhelm: tja, auch die (extrem teuren) Replica-Dekore werden im Rallyealltag mal zerkratzt. Hier empfhielt sich ein günstigeres Modell ohne teure Lackierung. Neu war am Helm das Quick-Strap System angebracht. Davon abgesehen das der Preis völlig illusorisch ist, nichts spezielles zu berichten. Ist halt praktisch, dass man bei kurzen Pausen (z.B. um die Maschine in den Dünen wieder Startklar zu bekommen - ist bei Kickstart-Maschinen nicht immer einfach) einfach kurz die Brille wegreissen kann um etwas mehr Luft zu bekommen. Ansonsten tut es ein normales Brillenband noch lange.
Reifen wurde mal wieder unglaublich viele diverse gefahren. Desert (meine Wahl) ist immer noch einer der durchschlagsichersten Varianten, aber auch MT18, sogar S12 und Enduroreifen wurden gesichtet, bei einer Original Tenere XT600 (Modell aus den 80er Jahren?) war sogar ein Strassen-Enduroreifen drauf. Erstaunlich: in der Profigruppe waren rund 80% mit Mousse unterwegs - da werden Hersteller von Nachrüstfelgen Ihre Freude haben. Wie schon letztes Jahr kann ich nur berichten, dass ausser der Durchschlagssicherheit nichts für den Desert spricht. Teuer, nicht sehr Spuhrtreu, gänzlich unbrauchbar auf Nässe und nur in Sandetappen vorne wirklich gut. Aber eben: nun 2 fast komplette Rallyes - und vom Profil her tatsächlich noch für eine weitere gut. So kann sich die Anschaffung eben doch auch lohnen. Warte immer noch auf die Berichte der neuen Rallyereifen von Bridgestone und Dunlop - sollen eine valable Alternative zu den Desert sein.
Ausser der KTM-Armada (lc4 übrigens nur noch selten anzutreffen, waren alles 450-525er EXC's - ausser Kaisers 700ccm Rallye sind meines Wissens alle Rallyes und Replicas mit Getriebe- und Motorschäden liegen geblieben - sind natürlich alle die Profi-Wertung gefahren welche doch viel mehr vom Material abverlangt) wird das Starterfeld auch wieder sehr farbenfroh. Yamahas wie auch diverse DRZ-Varianten haben sich schon früher bewährt, Crosser waren mit CRE-450-X am Start und sogar 2-Tackter waren unterwegs (200er EXC und 300er EXC). Ebenfalls wurden von einer englischen und italienischen Equippe eine Armada von XR's (von 400ern bis 650ern) eingesetzt - viel Power bei wenig Drehzahl hat im Sand eben auch Vorteile). Die Lc8 hat durch ihre unglaubliche Power den Steilgang gleich ohne Anlauf geschafft (diesmal verkürzt und mit Schikane kurz vor einem Tiefsandfeld) - optisch war das Teil am Ende allerdings einem Totalschaden näher als die beinahe Ladenneue Maschine am Start. Ganz nebenbei: die Lc8 war auf Exel-Felgen unterwegs, da die Originalen schon im Alltagseinsatz in Holland den Geist aufgegeben hatten - da darf man vermutlich noch einiges mehr fahren als bei uns
Die Strecken waren dieses Jahr zwar ähnlich wie 2005 (vor allem Königsetappe ist mir dieses Jahr perfekt gelaufen, keine 2 Stunden für die gut 70 Kilometer Dünen auf welchen ich über 80% alleine vor dem Amateur-Feld unterwegs war - dann hat mich mein Kollege mit der Lc4 auf den schnellen Schotterpisten eingeholt), neu waren allerdings tunesische Weichsanddünen bei der Dünen-Rundfahrt im Programm mit denen viele ihre liebe Mühe hatten. Da dort auch mein RB und der IMO ausgesteigen ist und mangels Absprache kein Tankservice vorhanden war (hätte am Ende auch ohne gereicht, aber wer kann das schon vorher wissen), hab ich dort eben die ominöse Stunde (welche eigentlich nur 20 Minuten waren) auf meinen Partner verloren. Das letzte Streckenteil mit von Hand weitergedrehtem Roadbook hat mich überzeugt: manuell, das kann's echt nicht sein (ok, das TT-Ding war auch selten hakelig mit dem kaputten Zahnrad).
Übrigens ein ganz grosses Dankeschön an Pawel und seinem Schlachtschiff (Lc4 Adventue mit Hecktanks - geht schon fast unter Kategorie 2-Zylinder vom Gewicht) der mir mit der kaputten Navigation im zweiten Teil der Rallye als Navigator diente und mir auch im Sand paar mal geholfen hat meine Mühle wieder startklar zu bekommen (man wird echt nicht jünger - und so ne heissgelaufene Kickstartmaschine kopfüber in den Dünen macht nur beim ersten Abgang Spass - hab dieses Jahr auch mehrfach nur noch mit Heissstart-Knopf die Mühle wieder zum laufen gebracht). Auch wenn die Lc4 sicher stabiler läuft als die leichten Enduros - bei der teilweisen anspruchsvollen Strecken mit all der vielen versteckten Hindernissen und Schlaglöchern (auch Profis haben hier brutale Abgänge gemacht) bei der ersten Rallyeteilnahme so gut zu navigieren und gleichzeitig die Geschwindigkeit so hoch zu halten, zeugt von sehr viel Erfahrung und einem guten Gefühl fürs Handling der Maschine. Das man bei möglichst wenig Wegwerfaktionen in den Dünen die Kräfte spart, ist dabei nicht ganz unerheblich. Das der erste Platz dann noch mal ein gutes Stück schneller war (nebenbei: eine der wenigen SXC's am Start) würde ich auch jugendlichen Übermut und Singel-Dasein zuschreiben. Irgendwo gehört bei einer dermassen überfordernden Fahrweise ein unglaublich hohes Mass an Glück dazu (die beiden Felgen des SXC-Fahrers waren am Ende übrigens für die Tonne gut).
Für mich sind Rallyes nun gelaufen, hab vom Arzt und der Famile Startverbot. Ob die WR wieder hergerchtet, gleich verkauft oder wieder in Originalzustand umgebaut wird (ist diverses für Rallyes umgebaut) wird sich noch zeigen. Schade, denn die Maschine selber war easy zu fahren, hat auf diversen Strecken super Spass gemacht und war technisch dank meinem Rallyeerfahrenen Mechaniker wieder in Best-Zustand. Der Sand war dieses Jahr teilweise weich und die vor wenigen Wochen noch unter Wasser stehenden Flächen waren für den Motor eine Herausforderung ohne gleichen. 5. Gang Vollgas war grad noch knapp 60 Km/h drin - und 20 cm tiefe Furchen zeugten vom Bemühen weiter zu kommen. Gerade auf solchem Untergrund hat sich meine lange Übersetzung (15/48 statt 14/50) als nicht optimal erwiesen, hab die Mühle im 5. Gang einfach nicht auf genügend Touren bekommen um die Leistung voll auszuschöpfen (und wie üblich hatte ich immer etwas viel Druck in den Reifen, da wäre noch bisschen Tuning-Potenzial drin gewesen - mit 2 Reifenhaltern hinten und einem vorne hätte man sehr weit unter die 1.5 Bar gehen können, allerdings eben mit dem Risiko auf den Steinpassagen doch mal einen Platten einzufangen, dann machen die Reifenhalter und der 19" Ersatzschlauch dann wirklich Spass zum wechseln).
Hoffe dem einen oder anderen paar Infos über die Tuareg gegeben zu haben - und das sich auch mal wieder mehr Rallyeeinsteiger dort einfinden werden (selbst eine erwürdige DR350 war am Start und hat sich problemlos in der Amateurwertung gehalten). Selber bin ich zumindest 2007 nicht dabei. Sandburgen bauen mit dem Junior macht vermutlich nicht ganz so viel Spass, tut aber wesentlich weniger weh wenn's mal in die Hose geht.
Viel Spass in der neuen Saison
Marc
P.S.: die Maschine ist zum Verkauf ausgeschrieben da in der Schweiz legal Endurofahren nicht drin liegt und mir wegen Weiterbildung (Nachdiplom-Studuim) die Zeit für Auslandfahrten fehlt. Wer eine voll ausgerüstete Maschine mit allen Ersatzteilen sucht welche mit wenig Aufwand für den nächsten Einsatz gut ist, bekommt hier wirklich was zu einem fairen Preis (auch wenn's halt mal keine DRZ ist). Bei Interesse einfach mal anfragen, VB wäre um CHF 7000 in aktuellem Zustand mit allen Zusatzteilen (ungebrauchter Originaltank, IMS 13-Liter Tank, Desert und Enduro Comp-Bereifung, Originaltopf & SP-Racing Topf (FIM-konrofm) Elektronik komplett mit TT-Power Konvertoren (nur GPS geb ich nicht weg), TT-RB und IMO 100-50 Rallye mit FB an Lenker, RTT-Lenkungsdämpfer mit Lenker-Fernbedienung (muss nachgefüllt werden, war undicht), Ersatzteile sind viele dabei (z.B. Dichtungen, Hebel usw), nur einen Zusatzlenker hab ich mir dank dem stabilen Magura erspart. Natürlich gehört die Werkzeugtasche (USA-Import, super Teil) auch dazu.